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Archiv-Artikel

werbepause: attac

Von SVE

Das Setting: eine Bankfiliale. Die Protagonisten: eine Kundin mittleren Alters, nicht reich, aber wohlhabend, und ein Bankberater, nicht ehrlich, aber vertrauenserweckend. Die Musik: Streicher, zunächst gezupft, dann in kräftigen Bögen gestrichen. Der Plot: Sie unterschreibt einen Vertrag. Der Werbende: das globalisierungskritische Netzwerk Attac.Attac?Es sind nur die ganz großen Themen, die Attac dazu bewegen, einen Werbespot in die Kinos zu bringen. Der G-8-Gipfel im vergangenen Jahr und jetzt die Finanzmarktkrise. „Die Spots sollen nicht unbedingt die Zielgruppe ansprechen, die Attac sowieso schon kennt und die sich mit den Positionen identifiziert“, sagt Sprecherin Frauke Distelrath.Denn die sanfte Stimme, die über den Streichern liegt, gibt nicht die üblichen Floskeln von sich, die um Vertrauen und das Geld des Kunden werben. Hier sagt sie Sätze wie: „Wir finden seit Jahrzehnten Wege und Möglichkeiten, Ihnen das abzunehmen, was uns am meisten am Herzen liegt: Ihr Geld“ und „das sollte Sie nicht davon abhalten, uns mit Ihren Steuern aus der Patsche zu helfen.“ Kurz darauf nimmt der Bankberater seiner Kundin den Stift eine Spur zu schnell weg, nachdem sie endlich die heiß ersehnte Unterschrift geleistet hat.Das zuversichtliche Lächeln der Frau verlässt zum ersten Mal ihr Gesicht, als ihr eine Tasse Kaffee serviert wird – von einem Bankberater ohne Hose. Nach und nach stellt sie fest, dass auch alle anderen Kollegen zwar in Schlips und Kragen, aber nur mit Unterhose durch das Büro laufen. Trotzdem unterschreibt sie. Nur um bei der Verabschiedung festzustellen, dass auch ihr Bankberater nicht besser ist. Immerhin: Seine Unterhose ist schwarz.„Tatort“-Regisseur Thomas Bohn hat den 52-Sekunden-Spot gedreht. Die Reaktionen sind begeistert: „Wirklich genial“, kommentiert ein Nutzer das Filmchen auf der Videoplattform Youtube. Und nebenbei entspinnt sich eine Debatte über Ursache, Wirkung und Lösungsmöglichkeiten der Finanzmarktkrise. Das wäre wohl, was Attac sich von dem Spot erhofft hat. SVE FOTO: ARCHIV