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Archiv-Artikel

Union geht auf Schnäppchenjagd

Generationswechsel bei den Eisernen. Das große Angebot in der Post-Kirch-Ära drückt Preise auf dem Transfermarkt

Der 1. FC Union erscheint zurzeit in zwei Parallelwelten gespalten, die sich durch verschiedene Geschwindigkeiten auszeichnen. Einerseits muss Trainer Mirko Votava mit seinem alten Kader noch zwei Partien in der 2. Bundesliga bestreiten. Wobei es die Berliner gemächlich angehen lassen könnten, denn die Abstiegsgefahr war bereits nach dem 1:1 gegen Ahlen am vorletzten Spieltag nur noch theoretischer Natur. „Wir werden den Spielbetrieb aber nicht einstellen“, sagte der Trainer vor dem Auftritt am Freitag in Lübeck. Andererseits bastelt Votava mit der Vereinsleitung bereits an der neuen Mannschaft. Heiner Bertram drückt gehörig aufs Tempo. „Es wird einen personellen Umbruch geben. Eine Saison wie diese will ich nicht noch mal erleben“, verkündete der Präsident.

Die Zäsur könnte drastischer ausfallen als vermutet. Nach Platz 6 im Vorjahr rutschte Union jüngst in die 2. Tabellenhälfte ab. Das passt weder Fans noch Sponsoren, denen Bertram mittelfristig den Aufstieg in die Bundesliga avisiert hat. „Union muss raus aus dem Niemandsland der 2. Liga. Zweitklassige Leistungen interessieren in Berlin wenig“, erklärt Uwe Welzel, Sportökonom bei „Sport + Markt“ in Köln.

Elf Spielerverträge laufen bei Union aus. Sechs Spieler haben bereits den Laufpass erhalten, darunter verdiente Helden des Mittelfelds wie Kapitän Steffen Menze (34), der bulgarische Exnationalspieler Hristo Koilov (32), der Ex-Herthaner Sixten Veit (33) oder Ivan Kozak (32). Ersatztorhüter Sven Beuckert (29) wechselt für zwei Jahre nach Duisburg. „Ausschlaggebend war die bessere sportliche Perspektive“, begründet er den überraschenden Transfer.

Die „alten Hasen“ sollen durch „junge, erfolgshungrige Spieler“ (Votava) ersetzt werden. Die ersten Neuverpflichtungen, Björn Joppe (24) aus Bochum und der gleichaltrige Schweizer Frédéric Page (Aarau), unterstreichen diese Absicht. Weitere Einkäufe werden folgen, obwohl Union den neuen Saisonetat um 1 Million Euro auf 6,5 Millionen reduziert hat.

„Ich glaube, dass wir uns trotz der Sparmaßnahmen verstärken können“, sagt Geschäftsführer Bernd Hofmann. Die Lage auf dem Transfermarkt gibt ihm Recht. Das Angebot ist größer als die Nachfrage. Experten rechnen im Sommer mit bis zu 400 Fachkräften, die in der Post-Kirch-Ära keinen neuen Arbeitgeber finden. Auch die Spielergehälter dürften deshalb fallen.

„Wir werden uns den Marktgegebenheiten anpassen“, sagt Hofmann. So müssen Aktive, die bei Union bleiben wollen, wohl zähneknirschend finanzielle Abstriche in Kauf nehmen. Nicht jeder Spieler ist in solch einer Lage wie Ronny Nikol (28), der es sich leisten konnte, sämtliche Erklärungsfristen verstreichen zu lassen. Aus Cottbus musste das Union-Präsidium schließlich erfahren, dass der Blondschopf nach 6 Jahren in Köpenick bei Energie angeheuert hat. JÜRGEN SCHULZ