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Bremer Wahlkampf – peinlich für beide

Bremern ist die Nähe zwischen CDU und SPD schon so vertraut, dass sie ihnen gar nicht mehr aufstößt. Es sind Außenstehende, die durch ihre Befremdung den Finger in die Wunde legen. Denn die Situation ist einmalig und völlig absurd: Die CDU wirbt mit dem SPD-Spitzenkandidaten – und setzt ihre Nummer eins klein darunter. Die Jungs auf der CDU-Werbepostkarte, Henning und Hartmut, kann keiner mehr unterscheiden. So viel zum eigenen Profil.

Die SPD weiß sich indes der Umarmung nicht recht zu erwehren, es sei denn, mit dem hilflos anmutenden Hinweis auf ihren Wahlplakaten, wie „Henning-Wählen“ geht: Kreuz bei der SPD. Zugleich ist den Genossen völlig klar, dass die Menschen Scherf als Bürgermeister wollen, niemanden sonst – und die Rest-SPD muss jetzt mehr denn je zu ihrem Übervater stehen, wenn sie nicht noch mehr Stimmen verlieren will.

Da werden einige ganz schön mit den Zähnen knirschen, die die Scherfokratie öfter mal in Frage gestellt haben. Jetzt müssen sie stillhalten. Aber so ist das eben, wenn Charisma und Überzeugungskraft nur einer gepachtet hat und der ganze Rest sich drauf verlässt. Dasselbe gilt übrigens für die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten, der unbedingt kleiner sein will als sein ärgster Konkurrent – oder noch lieber gar nicht zu erkennen. Da hat der Juso aus der Fremde Recht, wenn er sagt: „Peinlich – fragt sich nur, für wen.“ Die Antwort heißt: für beide Parteien.

Susanne Gieffers