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Archiv-Artikel

unterm strich

Einen Tag nach dem spektakulären Diebstahl aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien gibt es keine Spur von der auf 50 Millionen Euro geschätzten Tischskulptur „Saliera“ des italienischen Bildhauers Benvenuto Cellini (1500–1571). Zurzeit werde geprüft, warum drei Wachbeamte zwar den vom Einbruch ausgelösten Alarm registrierten, jedoch keinerlei Reaktion folgen ließen. Entgegen ersten Meldungen habe es auch keine automatischen Videoaufzeichnungen gegeben, auf denen eventuell die Kunstdiebe festgehalten worden sein könnten, erklärte die Museumsleitung weiter. Die heimischen Zeitungen schrieben am Montag: „Einiges riecht nach Skandal.“ Denn „der freche Coup“ sei offenbar gelungen, weil die Wachmänner den entscheidenden Alarm wegen vieler früherer Fehlalarme nicht ernst genommen hätten.

Der Dieb oder die Diebe waren am Sonntagmorgen über ein Baugerüst an der Museumsfassade in den ersten Stock gelangt, hatten ein Fenster eingeschlagen, die Glashaube über der goldenen Skulptur zerstört und waren unerkannt entkommen. Erst viereinhalb Stunden später war der Kunstraub von einer Putzfrau entdeckt worden. Die 26 mal 33,5 Zentimeter große Skulptur mit zwei Figuren und einem Salzfass soll wegen ihrer Bedeutung und ihres Wertes unverkäuflich sein.

Die Deutschen ärgern sich über die Franzosen, das ist doch mal eine neue Nachricht. Im Bereich Film ist sie andererseits doch nur die altbekannte. Auf dem am Mittwoch beginnenden Filmfestival in Cannes sind nämlich deutsche Filmemacher wieder nur Zaungäste. Steffen Kuchenreuther, Präsident der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO), hat inzwischen den Eindruck gewonnen: „Da steckt System dahinter.“ Die erneute Fehlanzeige für deutsche Filme im Wettbewerb sei „nur mit sachlichen Gründen“ nicht mehr zu erklären, sagte Keuchenreuther auf Anfrage. Auf der französischen Seite fehle es offenkundig an „goodwill“. Als Konsequenz müssten sich die deutschen Filmvertreter allmählich „überlegen, ob sie einfach nicht mehr nach Cannes fahren sollten“. Zuvor hatte bereits Kulturstaatsministerin Christina Weiss es als „verheerend“ kritisiert, wie die Festivalleitung mit der deutschen Kinoproduktion umgehe. Es gebe durchaus einladenswerte deutsche Filme. „Es ist gut, dass die Berlinale eine kleine Gegenoffensive dazu bietet und dem deutschen Film den Rücken stärkt“, fügte die Ministerin hinzu.

Wim Wenders kommentiert lapidar: „Wenn die guten deutschen Filme in Berlin laufen, ergibt das Lamentieren über Cannes wenig Sinn.“