piwik no script img

Archiv-Artikel

Streit um die Spitze

Der Fraktionschef der Niedersächsischen Grünen, Stefan Wenzel, war in Kritik geraten, weil er sich für den Parteivorsitz bewerben wollte. Nun zieht er zurück. Und überlässt drei Frauen die Kandidatur für die Doppelspitze der Landespartei

Die Grünen in Niedersachsen haben ihre Personalpläne für die Spitze der Landespartei geändert. Landtags-Fraktionschef Stefan Wenzel wollte ursprünglich für den Parteivorsitz kandidieren, verzichtet nun aber wegen Querelen in Partei und Fraktion darauf. Stattdessen wollen nun gleich drei Frauen ins Rennen um die Doppelspitze der Landespartei gehen.

Für die Führungsämter bewerben sich beim Landesparteitag im Februar die amtierende Grünen-Landesvorsitzende Dorothea Steiner (60), die Ratsfrau aus Syke, Stefanie Henneke (29), und die Umweltexpertin der Landtagsfraktion, Ina Korter (53). Sie kündigten ihre Kandidaturen am Freitag bei der Sitzung des Parteirates in Hannover an.

Henneke ist Mitglied im Grünen-Parteirat. Im November zog sie bei der Aufstellung der Landesliste für die Bundestagswahl gegen Steiner den Kürzeren. Die 60 Jahre alte Lehrerin aus Osnabrück kandidiert nun auf Platz drei der Liste. Steiner war lange Landtagsabgeordnete und ist seit 2007 Landesvorsitzende der Niedersachsen-Grünen. Die schulpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Korter, ist Lehrerin und kommt aus Nordenham.

Fraktionschef Wenzel hatte im Sommer angekündigt, er wolle neuer Landesvorsitzender seiner Partei werden. Damals begründete er den Schritt mit dem Ziel, die Kooperation zwischen Partei und Fraktion zu verbessern. Die Entscheidung war intern umstritten. Der scheidende Landesvorsitzende Raimund Nowak warnte, dass es den basisorientierten Grünen nicht gut tue, wenn Amt und Mandat vermischt würden. Nowak selbst saß nie in einem Landesparlament.

Auch anderen Grünen erschien Wenzels Wechsel von der Fraktions- zur Parteispitze als unsinnig. Gerade habe Wenzel, so lautete der Vorwurf, Statur gewonnen in der Fraktion. Einigen erschien er gar als „der echte Oppositionsführer“, da die SPD mit Selbstzerfleischung befasst und die Linkspartei noch in der Orientierunsphase begriffen sei. Unmut erregte auch Wenzels Vorgehen: So sollte seine bisherige Vizin, Ursula Helmhold, an Wenzels Stelle treten. Dem Parteitag würden damit Fakten vorgesetzt, kritisierten einige Grüne, die man nur noch abnicken könne.

Jetzt hieß es, dass Helmhold als Nachfolgerin für die Fraktionsspitze keine ausreichende Unterstützung gefunden habe. Sie selbst sagte am Freitag nur: “dass es nicht immer einstimmig zugeht, ist klar“. DPA / TAZ