: Vorschnelle Kritik
Das Gutachten zur Regionalstadtbahn liegt zwar noch nicht vor, aber die IHK Oldenburg weiß, was drin steht
Bremen taz ■ Das Gutachten zur Wirtschaftlichkeit einer Regionalstadtbahn (RSB) zwischen Bremen und Nordenham beziehungsweise Oldenburg soll erst in den nächsten Tagen vorliegen. Doch die Oldenburgische Industrie- und Handelskammer (IHK) will bereits jetzt wissen, dass die Pläne der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) unwirtschaftlich sind.
Zum Hintergrund: Seit langem wird debattiert, wie der regionale Schienenverkehr modernisiert werden kann. Die BSAG favorisiert die RSB. Deren Charme: Eigens angefertigte Regionalwagen sollen direkt vom Bahngleis auf das Straßenbahnnetz wechseln können. Kunden könnten so direkt in die Bremer Innenstadt gelangen. Geplante Stationen: Am Brill, Am Wall, Hauptbahnhof.
Das ist Michael Ahrens, Verkehrsexperte der IHK Oldenburg nicht genug. Seine Kritik: „Die Linie führt an der Innenstadt vorbei.“ Er behauptet außerdem, der Kammer lägen Zahlen vor, nach denen sich eine RSB nicht rentiere. „Da muss mehr Geld investiert werden, als rauskommt“, so Ahrens. Schriftlich belegen könne er dies allerdings derzeit nicht.
Die IHK forderte nun, die „Bremer Pläne zu beerdigen“. Es sei unverständlich, warum weitere Gutachten abgewartet würden, so Ahrens. Hauptsache, die „Vorkriegszüge“ verschwänden endlich von der Schiene. Die IHK schlägt vor, das alternative S-Bahn-Konzept der DB Regio AG umzusetzen, was nach Bahn-Angaben bis 2005 fertig sein könnte und anders als die RSB weniger Umbauten benötigen würde. Die S-Bahn würde auf der Bahnschiene bleiben und ebenfalls im verkürzten Takt fahren.
„Diese Beerdigungsgesänge auf die RSB kommen zu früh“, kontert Holger Bruns, Sprecher des Bremer Verkehrssenators. Unrentabel sei nur die Weiterführung bis Rotenburg. Zunächst solle das Gutachten abgewartet werden. „Ich weiß nicht, woher die jetzt schon ihre Zahlen haben“, so Bruns. Etwas deutlicher formulierte es der Vorsitzende des Verkehrsclubs Deutschlands (VCD), Wilfried Jankowski. Bei der IHK Oldenburg herrsche schlicht „Innovationsstau“. HSC