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Archiv-Artikel

Auch für Kundinnen gilt die Devise „sex sells“

Am Heumarkt gibt es den NRW-weit einzigen Sexshop nur für Frauen. Doch bald kommt Konkurrenz: Auch Beate Uhse hat die weibliche Kundschaft entdeckt und will noch in diesem Jahr in Köln einen Laden speziell für Frauen eröffnen

KÖLN taz ■ In einem Regal reihen sich Dildos und Vibratoren in allen nur erdenklichen Farben aneinander, in der Auslage liegt Sexspielzeug aller Art. Wer ein witziges Geschenk sucht, greift zu Pasta in Penisform oder zum essbaren Slip, wahlweise für die Dame oder den Herrn.

Sexshops sind bloß was für Männer? Da kann Regine Thoeren nur lachen: Sie hat sich mit ihrem kleinen Laden am Kölner Heumarkt auf die weiblichen Lüste spezialisiert. Seit neun Jahren gibt es „Ladies Toys“ – den Einzigen Erotikshop nur für Frauen in Nordrhein-Westfalen. Nur zwei mal pro Woche dürfen auch Männer rein – in weiblicher Begleitung, versteht sich. Anfangs traute sich trotzdem kaum eine Frau in den Laden, das Geschäft lief schleppend. Doch inzwischen ist der Kölner Shop eine Institution. „Die älteste meiner Stammkundinnen ist 88 Jahre alt,“ erzählt Thoeren. Oft kämen Mädchengruppen oder ganze Schulklassen.

Dass mit Erotik für Frauen ein gutes Geschäft zu machen ist, hat auch der Beate-Uhse-Konzern erkannt: Er will jetzt ganz neue Erotikshops speziell für Frauen aufziehen. Der erste öffnet Ende März in Hamburg, in der zweiten Jahreshälfte soll es auch in Köln einen „Mae. B.“-Shop geben.

Assia Tschernookoff, Sprecherin des Erotikkonzerns, ist sich sicher, dass die Frauen bereit dafür sind: „Wir stoßen damit direkt in eine Marklücke. Studien haben ergeben, dass Frauen unbedingt auch Sexshops haben wollen – und zwar solche, die auf ihre Wünsche eingehen.“ Die Zahlen geben ihr recht: Im Versandhandel sind schon jetzt über die Hälfte aller Kunden weiblich, und immer mehr Frauen kommen in die traditionellen Beate-Uhse-Shops. „Das Problem ist die Hemmschwelle am Anfang. Sie denken, das ist alles so dunkel und so zu, und sie können nicht einschätzen, was hinter diesen ‚Mauern‘ passiert.“

Für die neuen Shops verspricht Tschernookoff ein ganz anderes Ambiente. Hell und freundlich sollen sie werden, mit Teppichen an den Wänden und ohne Sexvideos in dunklen Kabinen: Frau soll sich hier richtig wohl fühlen.

Der Flensburger Konzern hat nichts dem Zufall überlassen: Seit zwei Jahren wird das neue Konzept in England und Norwegen getestet – mit Erfolg. Sexshops nur für Frauen – warum nicht, finden auch viele Kölnerinnen: „Ich würde mal hingehen und mir das anschauen, auf jeden Fall“, sagt eine junge Frau. „Warum soll das nur den Männern vorbehalten sein?“, meint auch eine 45-Jährige. „ Ich glaube, dass die meisten Frauen dort lieber hingehen würden, wo sie unter sich sind, als in die normalen Sexshops.“

So ganz unter sich werden die Frauen im neuen Kölner Uhse-Shop allerdings nicht sein: denn der wird auch Männern offen stehen. Auf den kaufkräftigen männlichen Kunden, der für Frau oder Freundin teure Dessous besorgt, will der Konzern nämlich nicht verzichten.

Dagegen will Regine Thoeren ihr Konzept angesichts der nahenden Konkurrenz beibehalten. Ihr Laden bleibt exklusiv für Frauen: „Auch wenn ich weiß, dass mir dadurch Geld durch die Lappen geht. Ich will was für Frauen machen, da steh ich hinter, und das werd ich auch nicht ändern.“ JEANETTE SEIFFERT