: Prinzip Hoffnung
Nachdem ihre Vorgängerin Sprachlosigkeit hinterlassen hat, wird die neue Kultursenatorin Karin von Welck in Hamburg sehnlichst erwartet. Die Kulturschaffenden melden ihre Ansprüche an, noch aber wissen sie nicht viel
Eine der lustigen Meldungen, die in den vergangenen Tagen über den Ticker geisterten, kam mal wieder aus dem Hamburger Rathaus. Die Meldung besagte, dass Dana Horáková nun doch nicht Kultursenatorin der Hansestadt Hamburg bleiben würde. Sie verzichte auf das Amt, und Bürgermeister Ole von Beust danke ihr für die geleistete Arbeit.
So ging die Epoche Horáková mit derselben Nebelwerferei zuende, wie sie begonnen hatte. Längst hatte keiner mehr geglaubt, dass die Senatorin erneut ins Rathaus berufen würde. Schon bei ihrem Dienstantritt vor zwei Jahren war sie eine Verlegenheitslösung gewesen, hinter der von Beust immer voll und ganz gestanden hatte. Nun, da mit Karin von Welck die Nachfolgerin in Sicht ist, geht ein deutlich vernehmbares Aufatmen durch die Hamburger Kulturszene, auch wenn man von der neuen Senatorin noch wenig weiß (siehe den Bericht auf S. 16).
„Wir erwarten, dass sie kompetenter ist, was die Inhalte anbelangt“, sagt Cornelia Sollfrank von der Initiative freiberuflicher Hamburger KünstlerInnen und verweist auf die Verbindungen, die von Welck zur Kunstszene nachgesagt werden.
Die KünstlerInnen hoffen, dass die neue Senatorin nicht nur die Mammutprojekte wie das 30 Millionen Euro teure Marinemuseum unterstüzt, sondern auch kleine Initiativen wie das Frauen-Medienarchiv „bildwechsel“ am Hauptbahnhof. Am wichtigsten sei aber, überhaupt ins Gespräch zu kommen. Die KünstlerInnen wünschen sich zur Abwechslung eine Senatorin, die zuhören kann und ihre Behörde nicht mit Mitarbeitern besetzt, die von Kultur keine Ahnung haben.
Wen man auch fragt in diesen Tagen, überall keimt die Hoffnung wie nach einer großen Dürreperiode. Uwe Schneede, Direktor der Hamburger Kunsthalle, erhofft sich von der neuen Frau eine „durchgreifende Sanierung“ der ins Trudeln geratenen sieben großen Museen. „Wir können die Aufgaben eines öffentlichen Museums nicht mehr erfüllen“, sagt er und kündigt ein konzertiertes Vorgehen der Museumsdirektoren Richtung Karin von Welck an, die er im Übrigen für „außerordentlich kompetent“ hält.
Einer von denen, die unter Horáková am meisten zu leiden hatten, Schauspielhaus-Intendant Tom Stromberg, lässt kurz und bündig mitteilen: „Wir freuen uns, dass es in der Kulturbehörde wieder kultiviert zugehen wird und darauf, in ein konstruktives und inhaltliches Gespräch zurückzufinden.“
Klingt wohltuend un-euphorisch. Man sollte ja nie vergessen, dass der neue Bürgermeister auch der alte ist. Daniel Wiese