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Archiv-Artikel

Wie die Commerzbank mit der IUB kooperiert

Die Stiftungsprofessur soll der Bank einen „return of invest“ bringen, sagt Commerzbank-Vorstand Schönbecker

Von kawe

Bremen taz ■ Die Commerzbank-Stiftung gibt jedes Jahr 1,5 Millionen Euro aus für eine „Stiftungsprofessur“ an der Internationalen Universität (IUB). Der Mann, den sich die IUB mit dem Geld leistet, ist Professor Adalbert Wilhelm und er trägt es auf der Visitenkarte: „Commerzbank Chair for Information Management“. Auf fünf Jahre ist das Modell begrenzt. Bei der Commerzbank, so berichtete gestern Wolfgang Schönecker vom Banken-Vorstand, habe man sich gefragt: „Wo können wir die Professur für uns greifbar machen, wo ist ein return of invest?“ Sponsoring sei „immer ein Geben und Nehmen.

Wilhelm bemühte sich „ohne schalen Beigeschmack“ um das Geben. Da er einen Statistik-Kurs, drittes Semester, hatte, wurde im vergangenen Herbst ein konkretes Projekt verabredet: „Da hilft man gerne“. Die Commerzbank hatte eine Software eingeführt, mit der die Kundenberater alle wesentlichen Daten mit elektronisch vorbereiteten Hinweisen abrufen können. Wenn zum Beispiel ein Kunde lange Zeit viel Geld auf dem Giro-Konto herumliegen hat, dann sollte die Software einen Hinweis geben: Beratungsgespräch Geldanlage. Bevor der Kunde ein anderes Angebot bekommt.

Das Problem der Commerzbank: Die Kundenberater nutzen die Software nicht. Eine Arbeitsgruppe aus dem Statistik-Kurs sollte mit einer Umfrage nach Ursachen forschen. Sieben Studierende der IUB, fünf Frauen, zwei Männer, allesamt Deutsche, machten sich an die Arbeit, entwarfen einen Fragenbogen, verhandelten mit dem Banken-Vorstand und Betriebsrat, gaben die (anonym erhobenen) Antworten in ein Auswertungsprogramm ein. Die Auseinandersetzungen mit den Problemen der Praxis seien sehr lehrreich gewesen, berichtete eine der beteiligten Studentinnen gestern auf einer Pressekonferenz – auch wenn die Ergebnisse bestätigt hätten, was in der Bank schon vermutet worden war. Auf Nachfrage beschrieb sie dann das Ergebnis der Umfrage mit der knappen Formel: Das Programm ist zu langsam und stürzt zu oft ab.

Das sei eben ein Problem, wenn man den Kunden am Telefon habe, zeigte Schönecker Verständnis. „Basisdemokratisch im ganzen Konzern“ sei die Problemlage erfasst worden, „von der Basis nach oben“ gehe jetzt die Information über Umsetzungsprobleme. Natürlich sei das eine Kostenfrage, wieviel man für Programmsicherheit und Datengeschwindigkeit ausgeben könne, denn bei der Software handele es sich um eine Oberfläche, die auf die alten Programme aufgesetzt worden sei.

Die StudentInnen zeigten sich von der Praxis-Erfahrung überzeugt, Commerzbank-Vorstand Schönecker ist überzeugt von dem Konzept, Studierenden die Wirtschaft nahe zu bringen. „Sie haben in der Vorstandsetage in Frankfurt gegessen und da Kontakte geknüpft“, erzählt er. Das einzige, was er einschränkend für die Kooperation mit der IUB bemerkte, war die Entfernung nach Grohn: „Ein bisschen weit draußen“ sei der Campus gelegen. kawe