„Yps“ für Männchen

Bei der Jagd auf den „Playboy“ setzt das neue Männermagazin „Matador“ nicht nur auf duftende Nacktfotos – sondern auch auf Bastel-Gimmicks

VON BERNHARD HÜBNER

Das Innovativste an Matador: Sandra, das Covermodel, riecht, wenn man an ihr rubbelt. Nach Rosen – ein bisschen wie damals das Raumparfüm bei Oma. Der Bauer Verlag hat nicht geknausert und seinem neuen Männer-Titel duftgetränkte Hochglanzseiten verpasst. „Männer wollen’s wissen“, claimt es von der Titelseite. Das vergangene Woche erschienene Magazin sollte eigentlich dem Playboy Konkurrenz machen. Dabei ist Matador vielmehr ein 186-seitiges „Was ist was?“-Buch für Papa geworden.

Anfang 2003 verlor Bauer die Lizenz für den deutschen Playboy an den Burda Verlag. Der damals auf der Strecke gebliebene Playboy-Chefredakteur Stefan Gessulat macht jetzt Matador.

Gebildet und nackig

Der Markt ist schwierig. Der wieder aufgelegte Klassiker Penthouse wurde im Herbst nach sechs Ausgaben eingestellt. Zu wenig Leser. Beim Playboy, nach dem Verlagswechsel wieder zum Edelmagazin aufpoliert, hat sich die Auflage nach einem starken Einbruch vor allem dank Sonderverkäufen und kostenlosen Exemplaren in Flugzeugen stabilisiert. Als beständig gelten die Konkurrenten FHM und Maxim, bisweilen spätpubertäre Titel für Leser unter 30. Aber die will Matador nicht ansprechen. Man gibt sich gebildet.

Als erstes Männermagazin hat es neben der üblichen Melange aus schnellen Autos, Frauen (Sandra, 20: „Ich bin stolz auf meinen Körper“) und den unvermeidlichen „Mann kämpft gegen die Natur“-Reportagen einen 20-seitigen Wissensteil. Beim Playboy steht in der Heftmitte stramm die Nackige des Monats. Bei Matador ist es das höchste Hochhaus der Welt.

Eine Zeichnung von einem über 560 Meter hohen Wolkenkratzer, der 2008 einmal in Dubai stehen soll, auf vier Seiten zum Ausklappen, dazu kleine Fakten-Schnipsel: „Die Wände in den unteren Etagen sind fast eineinhalb Meter dick.“ Matador beantwortet die Fragen, auf die man als halbwegs neugieriges Kind schon im Grundschulalter eine Antwort gesucht hat.

Dazu passt es, dass Matador mit einem Gimmick geliefert wird. Bei anderen Männermagazinen bekäme man wahrscheinlich einen Kalender mit nackten Frauen oder ein Büchlein mit den besten Sextipps. Hier ist es ein vorgestanzter gelb-blauer Pappflieger zum Zusammenstecken. Matador ist das Magazin für den sich reinfantilisierenden Mann, der gerade die Modelleisenbahn wieder aus dem Keller geholt hat. Endlich kann er guten Gewissens sein Gimmick fliegen lassen und sich in Yps-Erinnerungen verlieren.

Es könnte die erste Zeitschrift für Vater und Sohn gemeinsam sein, wären da nicht die Nacktfoto-Strecken. Die von Obermatador Gessulat angepriesene „völlig neue Fotoästhetik“ setzt auf sterile Kälte. Wenig Farben, die Frauen posieren vor monotonen Kulissen, etwa einer gefliesten Badezimmerwand. Manche Fotos wirken so künstlich, als wären sie komplett im Computer generiert. Oft gucken die Models eher angestrengt als leidenschaftlich erregt in die Kamera. Die einzige prominente Nackte im Heft kommt aus der C-Kategorie: Bachelor-Siegerin Juliane Ziegler. Die anderen bekannten Gesichter sind die von zwei älteren Herren: Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger und Ex-Fußballprofi Klaus Augenthaler, jetzt Trainer bei Bayer Leverkusen. Beide wurden in der ersten Ausgabe interviewt. Die Gespräche sind eher mau.

Waldmeister-Duft?

Das kleinteilige Layout könnte mit seinen vielen Rahmen und Balken zehn Jahre alt sein. Und auch bei Matador darf ein gestandener Mann die Natur niederringen. Dieses Mal ist es ein oberbayerischer Feuerwehrmann, der einen Blitzeinschlag überlebt hat.

Um das Neue in Matador zu finden, muss man die Nase wirklich tief in das Heft stecken. In der nächsten Ausgabe in zwei Monaten heißt das Covergirl Julia. Vielleicht riecht sie nach Waldmeister.