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Archiv-Artikel

Flexible Truppe für mehr Bildung

Der von der Kölner Initiative „Eltern pro Bildung“ organisierte „Zusatzunterricht“ an Gymnasien hat begonnen. Kosten: 80 Cent pro Schüler und Woche. Eltern wollen das Geld vom Land zurück haben

VON KIRSTEN PIEPER

70 neue Lehrer hat Regierungspräsident Jürgen Roters (SPD) 30 Kölner Gymnasien bis zum nächsten Schuljahr versprochen. Die sollen helfen, den Unterrichtsausfall an den Schulen abzubauen. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Ulrich Jordan (43) von der Initiative „Eltern pro Bildung“, die sich im Oktober vergangenen Jahres gegründet hat. Die rund 15 Kölner Eltern kämpfen gegen das „Kaputtsparen von Bildung“ auf dem Rücken ihrer Kinder.

Heike Mattheisen, Schulpflegschaftsvorsitzende an einem Kölner Gymnasium und Mitglied der Initiative, zieht positive Bilanz. „Da können wir uns schon auf die Schultern klopfen“, sagte die 42-Jährige. Sie ist überzeugt, dass die in Aussicht gestellte Einstellung von 70 Lehrern zu einem großen Teil das Verdienst der Initiative ist.

„Eltern pro Bildung“ hat seit Beginn ihres Engagements für einigen Wirbel gesorgt. So zählte die Initiative auf ihrer Internet-Homepage www.unterrichtsausfall.com die fehlenden Unterrichtsstunden von 10 Kölner Gymnasien zusammen. Dabei kam sie auf eine Summe von 488 Stunden pro Woche. Fächer wie Geschichte, Erdkunde oder Politik stehen auf der Ausfallstatistik ganz oben. Absoluter Spitzenreiter ist Religion.

Für Ulrich Jordan und die Eltern der Initiative ein erschreckendes Ergebnis. Und ein weiterer Grund zu handeln. Ende Januar gelang „Eltern pro Bildung“ ihr bislang medienwirksamster Auftritt: Sie schaltete eine private Stellenausschreibung für Lehrer. „Wer hilft mit, den mittlerweile bedrohlichen Unterrichtsausfall an unseren Schulen zu reduzieren?“, stand im Anzeigenteil einer Kölner Tageszeitung. Tatsächlich fühlten sich 32 teils pensionierte, teils arbeitslose Lehrer angesprochen. „Diese Woche haben drei von ihnen den Unterricht aufgenommen“, sagt Jordan. „Jetzt müssen wir schauen, wie das auf Dauer funktioniert.“ Optimal wäre ein Pool von Lehrern, den Jordan als „flexible Eingreiftruppe“ bezeichnet. Die könnten, sollte Not am Mann sein, etwa bei längerer Krankheit eines Pädagogen, mit qualitativ hochwertigem Unterricht einspringen.

Die Namen der Gymnasien, an denen der „Zusatzunterricht“ inzwischen angelaufen ist, sollen in der Öffentlichkeit nicht genannt werden. Darauf haben sich die Mitglieder von „Eltern pro Bildung“ verständigt. In „AGs“ unterrichten die drei privat engagierten Lehrer insgesamt neun Klassen je eine Stunde pro Woche in Mathe und Geschichte. Die Kosten für den Zusatzunterricht müssen vorerst die Eltern tragen. „Das sind etwa 80 Cent für jeden Schüler pro Woche, wenn man von einem Stundensatz von 25 Euro ausgeht“, sagt Jordan. Solange sich Eltern das leisten könnten, sollten sie das auch unterstützen.

Bildung sei zwar Sache des Landes, aber ähnlich wie bei der Rente würden immer mehr Kosten auf den Bürger abgewälzt, so Jordan. „Wir werden Mittel und Wege prüfen, wie wir die Aufwendungen zurückbekommen.“ Zur Not werde das Geld aber aus eigener Tasche gezahlt.

Das Verhältnis zwischen Bezirksregierung und „Eltern pro Bildung“ ist schwierig. Während Stimmen aus der Bezirksregierung der Initiative „Marktschreierei“ vorgeworfen haben, räumt Jordan ein, lediglich eine „bildhafte Sprache“ verwendet zu haben. „Mit der Einstellung von 70 Lehrern ist jetzt erst einmal der Wind aus den Segeln“, sagt ein Mitglied der Initiative.

In Kürze ist ein Gespräch zwischen Regierungspräsident Roters und der Kölner Elterninitiative geplant. „Dann sollen die bestehenden Konflikte geklärt werden“, sagt Bezirksregierungssprecherin Katja Pustowka. Wichtig sei vor allem die Aufdeckung der Daten. „Bisher ist die Initiative nicht bereit gewesen, mit offenen Karten zu spielen“, kritisiert sie. Das mache es schwer, überhaupt auf Mängel zu reagieren.