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Archiv-Artikel

Das ist der Benni-Effekt

Klaus Uwe Benneter wird SPD-Generalsekretär. Vom einstigen „Benni Bürgerschreck“ erwarten die Genossen wenig

1. Der Benni-Effekt ist das ganze Gegenteil des Münte-Effekts. Keiner setzt auf ihn, keiner hofft auf ihn, keiner weiß von ihm.

2. Der Benni-Effekt ist auf der nach unten offenen Richterskala nicht messbar. Klaus Uwe Wer? hat den gleichen Bekanntheitsgrad wie Horst Wer?.

3. Der Benni-Effekt ist trotzdem zu etwas nütze. Er sorgt für Überraschungen. Als der saarländische SPD-Landesvorsitzende Heiko Maas am 7. Februar 2004 zur Sitzung des SPD-Vorstandes im Berliner Willy-Brandt-Haus erscheint – in der Sitzung will Müntefering verkünden, wer sein neuer Generalsekretär sein soll – wird er von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit gefragt: „Und, weißt du schon, wer’s wird?“ Maas antwortet: „Ja, habe es eben gehört.“ Wowereit, noch ahnungslos: „Wer?“ Maas: „Benneter.“ Wowereit, lachend: „Guter Witz. Im Ernst: Wer wird’s?“ Maas: „Sag ich doch: Benneter.“ Wowereit: „Oh Gott.“

4. Der Benni-Effekt ist sogar in der SPD unbekannt. Die meisten Genossen kennen Benneter nicht. Haben ihn noch nie gesehen. Bei der Wahl zum Bundesvorstand auf dem Parteitag in Bochum im November 2003 fiel Benneter zweimal durch. Nicht mal das war eine Nachricht.

5. Der Benni-Effekt hat eine historische Geschichte. Benneter kennt die SPD besser als die Partei ihn. Er kennt die SPD sogar in- und auswendig. 1977 flog der damalige Juso-Chef („Benni Bürgerschreck“) aus der Partei, weil er Aktionsbündnisse mit Kommunisten befürwortete. Sein Nachfolger als Juso-Chef wurde – Schröder. 1983 durfte Benneter zurück in die SPD, dank – Schröder.

6. Der ganze Inhalt des Benni-Effekts: Benneter zählt zu den FROG, den Friends of Gerd.

7. Der Benni-Effekt ist ein Popanz. Bei Benneter denken alle, er wisse alles von Schröder. Vermutlich weiß er gar nichts. Benneter lächelt nur, wenn man ihn darauf anspricht. Er gibt aber zu, dass Schröder weder vor noch nach seinem Rückzug als SPD-Chef mit ihm kein einziges Wort gewechselt hat.

8. Der Benni-Effekt hat eine Grundlage. Benneter ist Stamokap-gestählt. Guter Organisator. Loyal. Er will die SPD-Zentrale zu einem Dienstleister für die Partei machen. Blöd nur, dass über ihm ein noch besserer Organisator sitzt: Müntefering. Und neben ihm auch ein guter Organisator: Kajo Wasserhövel, der neue Bundesgeschäftsführer der SPD, einer aus der Münte-Gang, ebenfalls Stamokap-gestählt. Zwischen Müntefering und Wasserhövel ist kein Millimeter Platz, schon gar nicht für einen Generalsekretär.

9. Der Benni-Effekt ist langsam. Gaaanz laaangsaaam. Benneter läuft zwar nicht so steif wie Scharping, hat aber ungefähr das gleiche Sprechtempo wie Ruuudooolf. Bei seinen ersten öffentlichen Auftritten in Nordrhein-Westfalen und Sachsen wirkte Benneter schwerfällig, einfallslos, ohne Elan. Sein Programm zur Rettung der Partei ist schlicht: mehr zuhören, besser erklären. Bennis Deutsch: „Wir werden alle notwendigen Schritte auch weiterhin machen.“ Unter Journalisten machen sich erste Anzeichen von Verzweiflung breit. Einige wünschen sich Olaf Scholz zurück.

10. Der Benni-Effekt ist kein Zapatero-Effekt. Wahlsieg in drei Tagen, wie in Spanien? Experten schätzen bei Benneter: Wahlsieg in drei Jahren. Wenn überhaupt. JENS KÖNIG