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Archiv-Artikel

Feinfühlig zwischen den Zeilen horchen

Der Ausbauplan der Schwachhauser Heerstraße sorgt für Wut. Bausenator Eckhoff wagte sich in die Höhle des Löwen

Von hsc

Bremen taz ■ Das Gemeindehaus in der Sankt Ansgarii-Gemeinde war überfüllt. Um ihren Unmut über den geplanten weiteren Ausbau der Schwachhauser Heerstraße Luft zu machen, nahmen viele aufgebrachte Anwohner es in Kauf, zwei Stunden in der Tür zu stehen. Immerhin konnten die Bürger der Stadtteile Schwachhausen, Mitte und Östliche Vorstadt den Höchstverantwortlichen der ungeliebten Planung, Bausenator Jens Eckhoff (CDU), ins Fadenkreuz ihrer Kritik nehmen. Der Senator blieb jedoch viele klare Antworten schuldig.

Geladen hatten die Beiräte der drei Stadteile zu einer öffentlichen Sitzung. Ihre Befürchtung: Eine Aufweitung der Schwachhauser Heerstraße zwischen Hollerallee und Bismarckstraße würde bedeuten, dass eine Stadtautobahn quer durch Bremen führt.

Dabei gibt es Alternativen. Behauptet Dietrich Stempel, ein vom Beirat Schwachhausen beauftragter Ingenieur. „Das im Planfeststellungsverfahren prognostizierte zukünftige Verkehrsaufkommen ist in Wahrheit viel niedriger“, so Stempel. Offizielle Zählungen sprechen von 25.000 Kraftfahrzeugen pro Tag, der Ingenieur selbst von weniger als 19.000. Selbst bei richtiger Prognose des Bauressorts rechtfertige dies laut Stempel keinen vierspurigen Ausbau. „Überbreite Fahrspuren reichen vollkommen aus.“

Den anwesenden Bürgern waren die vielen scheinbar strittigen Angaben zu bunt. „Wir haben das Recht, konkrete Zahlen zu hören“, fordete ein aufgebrachter Redner. Bausenator Eckhoff wurde vorgeworfen, keinen substantiellen Beitrag zur Diskussion zu leisten.

Das sah der Politiker, der laut Rainer Hamann (SPD) vom Beirat Schwachhausen „nur im Wahlkampf Fahrrad fährt“, anders. „Sie müssen schon feinfühlig zwischen den Zeilen zuhorchen“, belehrte Eckhoff. „Wir werden ihre Vorschläge ins Verfahren einarbeiten.“ Konkret sollen beispielsweise die Verkehrszählungen präzisiert werden. Auch Fragen der Umwelt und der Stadtentwicklung gelte es zu klären.

Die Anwesenden beruhigte das indes nicht. Sie warfen dem CDUler eine „scheinsolidarische Nummer“ vor. hsc