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Archiv-Artikel

christoph schultheis Das Doppelpack

Was dabei herauskommt, wenn ein supernetter ZDF-Talkmaster (Kerner) auf einen knallharten „Akte“-Moderator (Meyer) von Sat.1 trifft

„Johannes B. Kerner begrüßt viermal pro Woche Gäste aus den Bereichen Unterhaltung, Sport, Kultur und Politik,“ behauptet das ZDF beispielsweise auf seiner Website, aber das stimmt nicht ganz. Denn letztlich begrüßt Kerner seine illustre Gästeschar Woche für Woche ungefähr doppelt so oft, weil der Sender seine Sendungen irgendwann mitten in der Nacht noch einmal wiederholt. Eine prima Sache eigentlich, weil, wer’s leider nicht geschafft hat, die Originalausstrahlung anzuschauen, so eine zweite Gelegenheit bekommt, sie zu verpassen. Und darüber hinaus stört so ein Kerner nachts um drei keine Sau, weshalb das ZDF die Sendung vielleicht immer und ausschließlich zu nachtschlafender Zeit zeigen sollte, nein? Ist ja auch nur so ein Gedanke.

Außerdem gibt es Ausnahmen. Etwa, wenn Johannes B. Kerner Ulrich Meyer in seiner Show begrüßt, was er – als wäre es nicht schon schön genug, diese beiden Namen überhaupt in einem Atemzug, in einem Satz unterbringen zu können – am Donnerstagabend tatsächlich tat. Okay, tags zuvor hatte Kerner mit Angela Merkel und den Wildecker Herzbuben ebenfalls zwei Namen im Programm, die sich hübsch hintereinander schreiben lassen. Doch was Kerner & Meyer, Meyer & Kerner anbelangt, gibt es hierzulande echt nicht viele TV-Gesichter, die’s auf einer Sympathieskala von 0 bis 10 bei unzähligen Menschen (in meinem Bekanntenkreis) auf eine derart gleiche Punktzahl bringen wie dieser supernette ZDF-Talkmaster einerseits und der knallharte „Akte“-Moderator von Sat.1. Oder kennen Sie etwa nicht dieses „Gefühl“, das sich immer dann einstellt, wenn einer der beiden versehentlich auf Ihrem Fernsehbildschirm auftaucht?

Und dann erst als Doppelpack! Das war schon toll, auch wenn die beiden das 17 Minuten währende Geplauder am Donnerstagabend natürlich nur mit Meyers protestantischer Kindheit, dem 1. FC Köln und 20 Jahren RTL sowie der Feststellung zubrachten, dass Meyer sich seit Jahren ausschließlich beruflich für die Verbreitung von Kinderpornografie interessiert! Kerner nannte Meyer „Herr Kollege“, Meyer sagte: „Ich bin nicht bescheuert, und ich bin auch kein Depp.“ Oder: „Wenn man dreckig nach Hause kommt, macht man erst den Hund sauber.“ Und dass keiner keinen fragte, wie lange man eigentlich eine Sendung moderieren muss, bis sich die Wörter investigativ und suggestiv nicht mehr auseinander halten lassen, war schon klar, die Zeit schon um. Ja, leider.

Und bedauerlicherweise, denn bis der Kerner mal beim Meyer in der Sendung ist, kann man wahrscheinlich lange warten …