piwik no script img

Archiv-Artikel

Fortschritte für Spaniens Fahnder

Neue handfeste Beweise gegen festgenommene Marokkaner wegen der Anschläge des 11. März. Verbindungen auch nach Großbritannien und Belgien

MADRID taz ■ Bei der Fahndung nach den Attentätern des 11. März hat die spanische Polizei den ersten Beweis gefunden, dass die als Zeitzünder benutzten Handys von den drei am letzten Samstag festgenommenen Marokkanern manipuliert wurden. Das Gehäuse des Telefons, das in der rechtzeitig entschärften Bombe gefunden wurde, war leicht beschädigt – das fehlende Stück Plastik fanden die Beamten jetzt bei einer erneuten Durchsuchung des Telefonladens der drei.

Die Beschädigung des Handys war vermutlich eine Folge der Freischaltung, um es mit einer Chipkarte jedes beliebigen Anbieters betreiben zu können. Damit bestätigt sich, dass Dschamal Sugam, den Zeugen der Anschläge auf die Pendlerzüge am Tatort gesehen haben wollen, nicht nur die Chipkarten für die Handys verkaufte, sondern die Geräte auch modifizierte.

Mittlerweile sind insgesamt elf Personen festgenommen worden. Die letzten fünf gingen der Polizei im Laufe des Donnerstags in die Fänge. Es handelt sich um vier Marokkaner und um einen Spanier marokkanischer Abstammung. Letzterer wurde in Oviedo verhaftet. Er wird verdächtigt, den Sprengstoff für die Anschläge besorgt zu haben. Drei weitere Festnahmen fanden in Alcala de Henares statt: von dieser Universitätsstadt 40 Kilometer westlich von Madrid waren die Todeszüge samt Bomben losgefahren. Beim fünften Verhafteten handelt es sich um Mohamed Chedadi, Besitzer eines Kleidergroßhandels gleich bei Sugams Telefonladen um die Ecke. Sein Bruder Said Chedadi sitzt seit November 2001 wegen Mitgliedschaft einer Al-Qaida-Zelle in Haft.

Gegen die fünf Festgenommenen von vor einer Woche – Sugam und seine zwei Kollegen sowie zwei Inder – wurde mittlerweile Haftbefehl erlassen. Frei kam lediglich ein algerischer Obdachloser, der im Januar damit geprahlt hatte, man werde „Madrid mit Leichen füllen“.

Die Ermittlungen ziehen inzwischen auch in anderen europäischen Ländern Kreise. Laut einem Bericht der britischen Tageszeitung Independent geht der Londoner Polizeichef John Stevens davon aus, dass es eine Verbindung zwischen den Attentätern und Islamisten in Großbritannien gibt. Sugam soll Geld und logistische Unterstützung in Großbritannien angefordert haben. Auch in Belgien wurde gestern ein radikaler Islamist festgenommen. Der von Marokko Gesuchte soll an den Anschlägen im Mai 2003 in Casablanca beteiligt gewesen sein, zu deren Tätern auch Sugam Kontakte unterhielt. REINER WANDLER