: EINE STATUE UND 1.600 MENSCHEN
Weltweit zogen Kriegsgegner am Samstag, ein Jahr nach dem Beginn des Irakkrieges, auf die Straße. Da durfte auch Berlin nicht hinten anstehen. Doch anders als in Rom, Barcelona, New York oder selbst Tokio, wo jeweils mehrere zehn- bis hunderttausende demonstrierten, bewegt der Krieg in Berlin nicht mehr die Gemüter der Massen. Nur 1.600 Teilnehmer zählte die Polizei bei dem Protestmarsch für „Frieden und soziale Gerechtigkeit“ vom Brandenburger Tor zur Gedächtniskirche. Zu dem Aufzug hatte ein Bündnis von mehr als 40 Organisationen vor allem aus der Friedensbewegung, aber auch Landes- und Bezirksverbände von Gewerkschaften sowie die PDS aufgerufen. Sie hatten mit mehreren tausend Teilnehmern gerechnet. Doch bei ungemütlichem Wetter fühlten sich mehrheitlich nur die üblichen Hartgesottenen zum Aufmarsch bereit und skandierten gut abgehangene Klassiker wie „Für Profit der Reichen geht Politik über Leichen“ oder „Deutsche Waffen, deutsches Geld morden jetzt in aller Welt“. Vereinzelt wurden auch Rufe wie „Kriegsverbrecher Bush“ laut. Auf Transparenten war unter anderem zu lesen „Nein zum Krieg – Es lebe die Völkerverständigung“ und „Wer das Volk missachtet, wird entmachtet“. Eine Sprecherin am Breitscheidplatz forderte den Rückzug der Besatzungstruppen aus dem Irak und die Rückgabe der Souveränität an die irakische Bevölkerung. Viele Demonstranten verlangten zudem einen Abzug Israels aus den besetzten Gebieten und vermehrte Anstrengungen für einen dauerhaften und gerechten Frieden im Nahen Osten. Daneben sprachen sich die Teilnehmer für den Rückzug aller deutschen Soldaten aus allen Krisengebieten der Welt sowie für ein Stopp der Entsendung von Soldaten in Konfliktgebiete aus. Für die Veranstalter gehören die Friedensfrage und die soziale Frage „untrennbar zusammen“. Wer immer mehr Geld für weltweite Interventionstruppen ausgebe, habe „am Ende kein Geld für Soziales, für Bildung und für Gesundheit“, hieß es in ihrem Aufruf.Bereits am Freitagabend hatten mehrere hundert Menschen gegen die Verlegung der Bundesakademie für Sicherheitspolitik von Bonn nach Berlin demonstriert. Sie waren von der Schönhauser Allee zum Majakowskiring bis in die unmittelbare Nähe des neuen Sitzes der Akademie marschiert. Beide Demonstrationen verliefen laut Polizei ohne Zwischenfälle.
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