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Archiv-Artikel

Korrektur der Kulturarchitektur

Das Wallraf-Richartz-Museum soll kein städtisches Museum bleiben. Um Geld zu sparen, will Kölns CDU das Museum in eine GmbH umwandeln. Die Grünen setzen auf eine Anstalt öffentlichen Rechts

Von Jürgen Schön

Im Kölner Stadtrat soll heute über die Verlängerung des Vertrages von Rainer Budde entschieden werden. Seit 1981 ist Budde Direktor des Wallraf-Richartz-Museums, jetzt soll er bis Ende diesen Jahres und damit über seine anstehende Pensionierung hinaus im Amt bleiben. Auf den ersten Blick scheint das eine unscheinbare Personalie zu sein. Tatsächlich aber hatte die Personalfrage zu einem handfesten Streit in der schwarz-grünen Koalition geführt.

Denn die Grünen fürchteten, dass mit der Vertragsverlängerung auch die künftige Betriebsform des Museums festgeschrieben werde. Letztlich einigte sich die schwarz-grüne Ratsmehrheit dahingehend, dass Buddes Vertrag zwar verlängert, gleichzeitig aber die Verwaltung beauftragt wird, mögliche neue Betriebsformen für das Museum zu überprüfen, um Geld zu sparen.

Künftige Betriebsform

Das Kulturdezernat hatte lange an eine Umwandlung in eine Stiftung gedacht, scheiterte aber an Landesgesetzen. Richard Blömer, kulturpolitischer Sprecher der CDU, könnte sich die Umwandlung in eine GmbH vorstellen. Bei „GmbH“ schrillen bei anderen die Alarmglocken. Zum Beispiel bei Ver.di-Sekretär Walter Büchner, in Köln für den Fachbereich Gemeinden zuständig. Er vermutet hinter dieser Idee den Stifterrat des Museums, in dem unter anderem die beiden Kölner Ehrenbürger Alfred Freiherr von Oppenheim und Alfred Neven DuMont sitzen: „Sie wollen das Museum nach ihren Wünschen gestalten und nach kommerziellen Gesichtspunkten ausrichten.“

Auch der grüne Ratsherr Peter Sörries hält nicht viel von einer GmbH: „Damit würde sich die Stadt aus ihrer Verantwortung für die Kultur stehlen. Der Rat hätte keine Einflussmöglichkeiten mehr, die Stadt müsste aber für mögliche Defizite aufkommen.“ Er befürwortet stattdessen eine eigenständige Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR), in der alle Museen, aber auch Volkshochschule, Musikschule, Archive und Stadtbibliothek zusammengefasst werden können. Durch eine AöR erkenne die Stadt Kultur als Muss-Aufgabe an, der sie sich nicht – was derzeit möglich sei – mit dem Hinweis auf Freiwilligkeit entziehen könne. Sie verpflichte sich vielmehr zu einer langfristigen jährlichen finanziellen Grundausstattung. Über einen mit (politischen) Vertretern der Stadt besetzten Aufsichtsrat könne diese auch weiter kulturpolitische Schwerpunkte setzen.

Die Mitglieder der AöR müssten gemeinsam über die Verteilung des Etats verhandeln. Sörries erhofft sich dadurch eine bessere Zusammenarbeit zum Beispiel der Museen. „Dies ist in der Vergangenheit nur sehr selten geschehen“, sagt er. Außerdem solle es eine Service-Abteilung geben, die für alle Mitglieder Buchhaltung oder Werbung betreibe. Dadurch könne Geld gespart werden – auch das Kulturdezernat könne eingespart werden, sagt der grüne Kulturpolitiker. Er verweist auf ein ähnliches Modell in Dortmund.

Vorbild Dortmund

Dort ist allerdings nicht alles so rosig, wie es aussieht. „Die Trennung zur Stadtverwaltung muss eindeutig sein“, warnt Jürgen Brunsing, grüner Ratsherr in Dortmund, seine Kölner Parteifreunde. So gebe es an der Ruhr zu enge Verflechtungen mit der Stadt, auch sei die betriebsinterne Struktur undurchsichtig. Außerdem gibt es ein grundsätzliches Problem: Wer garantiert, dass die Stadt mehr Geld für Kultur ausgibt, wenn wieder mehr Geld in der Kasse ist?

Zeitgleich mit Buddes Vertragsverlängerung soll dessen Stelle zum Anfang des Jahres 2005 neu ausgeschrieben werden. Eine Vorwegnahme der Betriebsform sieht Blömer darin nicht: „Wir brauchen auf jeden Fall einen Wissenschaftler als Direktor. Sollte die künftige Betriebsform es erfordern, muss ein Wirtschaftsmann als Ko-Direktor eingestellt werden.“ Das klingt zumindest nicht nach „alle Museen unter einem Dach“. Doch ob vor der Kommunalwahl im Herbst eine Entscheidung fällt, ist mehr als fraglich.