morten jensen, ersatz-ersatz-torhüter
: Der Rote Deich

An raues Klima ist Torwart Morten Jensen gewöhnt. Dem Druck, der vor seinem zweiten Bundesligaeinsatz gegen Arminia Bielefeld – Ergebnis: 1 : 1 – auf ihm lastete, hielt der im nordfriesischen Husum geborene Ballfänger bemerkenswert stand. Wie ein Deich, der sich gegen das steigende Wasser wehrt. In der bislang schwachen, hinter den eigenen Erwartungen zurückgebliebenen und von Verletzungen überschatteten Hinrunde verwundert es nicht, dass auch die Torhüterposition bei Hannover 96 von Rückschlägen gezeichnet ist.

Der 190 Zentimeter große und 88 Kilogramm schwere Jensen ist die Nummer drei. Vorgesehen war er eigentlich nicht; sein Einsatz nach dem Kahnbeinbruch von Robert Enke und der Sperre von Florian Fromlowitz aber war unumgänglich. Jensen, seit 2003 im Verein, der Ersatzmann des Ersatzmanns, wurde abgeschirmt und mit viel Selbstvertrauen bedacht – so wie es Trainer Dieter Hecking zuvor mit Fromlowitz gemacht hatte.

Noch im Sommer haben sie in Hannover überlegt, das 21-jährige Talent abzugeben. Jetzt waren sie froh, wenigstens ihn überhaupt zu haben. Die Aufgabe erledigte er fehlerfrei, und das, obwohl ihm die Spielpraxis in den letzten Wochen abhanden gekommen war: Nach dem Ausfall von Enke wurde er geschont, eine Verletzung wollten die Verantwortlichen nicht riskieren.

Gegen Bielefeld nun ordnete er das Spiel lautstark von hinten heraus, feuerte die nach der Pause bemitleidenswert auftretenden Vorderleute immer wieder an. „Er hat das erfüllt, was wir von ihm erwartet haben“, lobte Trainer Hecking. „Mit meiner Leistung bin ich zufrieden“, sagte Jensen selbst. Und verschwand. Ganz im Bewusstsein, dass, nach der Rückkehr von Enke und Fromlowitz, die zweite wohl auch seine vorerst letzte Bundesligapartie bei den Roten gewesen sein dürfte. CHRISTOPH ZIMMER

MORTEN JENSEN, 21, kassierte in neun Saisoneinsätzen in der Regionalligamannschaft vierzehn Gegentreffer. FOTO: DPA