: Bund protestiert gegen Bauverzug
Staatsministerin Weiss will wegen der Trödelei bei der „Topographie“ zunächst kein weiteres Geld bewilligen lassen
Die Bundesregierung macht die weitere Unterstützung für das NS-Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ vom künftigen Baufortschritt an der Berliner Gedenkstätte abhängig. Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) wolle über den Zuschussantrag für die Ersteinrichtung der geplanten Dauerausstellung in Höhe von 3 Millionen Euro vorläufig nicht entscheiden lassen, sagte ein Sprecher. Solange nicht absehbar sei, wann das seit 1993 geplante Gebäude fertig gestellt werde, nehme der Bund hierzu eine „abwartende Haltung“ ein, hieß es.
Stiftungsgeschäftsführer Andreas Nachama sagte gestern, dass die Bundesgelder längst der Stiftung bewilligt worden und bereits zur Hälfte ausgegeben seien, unter anderem für Anschaffungen in der Bibliothek.
Staatsministerin Weiss bedauerte zudem den am Donnerstag vollzogenen Rücktritt des Stiftungsdirektors Reinhard Rürup, der sich seit fast 20 Jahren für das Projekt engagiert hatte.
Als Grund gilt die mangelnde öffentliche Unterstützung und der nunmehr elf Jahre dauernde Kampf der Stiftung um ihr neues Ausstellungshaus. Vom Entwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor stehen seit 1998 lediglich die beiden Treppenhäuser auf dem Gelände am Martin-Gropius-Bau. Die langwierige und fast tragische Planungsgeschichte scheint inzwischen allen Beteiligten peinlich zu sein.
Im Oktober 2003 hatte die zuletzt mit der Durchführung beauftragte Baufirma Insolvenz anmelden müssen. Der Senat zeigte sich trotzdem zuversichtlich, mit einem Firmenteil aus der Insolvenzmasse im Juni diesen Jahres mit dem Bau beginnen zu können. Diese Pläne sind nun gescheitert. Die Bauverwaltung muss noch einmal neue Angebote einholen. Somit ist sowohl der Zeitplan als auch der vom Senat als endgültig bezeichnete Kostenrahmen von 38,9 Millionen Euro erneut gefährdet.
Rürups protestiert mit seinem Rücktritt aber auch gegen die kürzlich erfolgte Streichung von Sondermitteln für eine Ausstellung über das Gestapo-Hausgefängnis, die Ende Mai eröffnet werden sollte. Das Konzept steht bereits, fehlt nur noch die Realisierung. Rürup glaubt dennoch nicht an eine bewusste Verzögerungsstrategie gegen die „Topographie“. „Ich habe aber die Überzeugung gewonnen, dass ich ein deutliches Zeichen setzen muss, dass wir nicht alles einfach schlucken“, sagte er der taz. Am Montag wird sich der Kulturausschuss im Senat mit Rürups Rücktritt beschäftigen.
FLORIAN HEILMEYER/EPD