Mit Hexe Verstexe den Nerv getroffen

Die langjährige Kooperation zwischen der Rheinischen Musikschule Köln und dem Humboldt-Gymnasium am Kartäuserwall zahlt sich aus: Insgesamt 60 Schülerinnen und Schüler begeistern mit dem Musical „Ritter Rost“

KÖLN taz ■ Die Aula des Humboldt-Gymnasiums platzte am Freitag Abend aus allen Nähten. Es hatte sich anscheinend rumgesprochen, dass die Zuschauer etwas geboten bekommen sollten: Insgesamt sechzig Schülerinnen und Schüler des Humboldt-Gymnasiums und der Rheinischen Musikschule führten am Wochenende das Musical „Ritter Rost“ auf – und begeisterten ihr Publikum.

„Das muss man einfach erlebt haben, um zu verstehen, was hier geleistet wird“, sagte Burkhard Kamps vom Verein der Freunde und Förderer der Rheinischen Musikschule nach der überaus gelungenen Premiere. Das ist allerdings gar nicht so einfach: Schon Tage vor der Premiere des Musicals waren auch die Karten für die folgenden Vorstellungen ausverkauft.

Seit 1966 kooperiert das Humboldt-Gymnasium mit der Rheinischen Musikschule. In „Musikklassen“ hat der musisch begabte Nachwuchs die Möglichkeit, nachmittags Zusatzunterricht etwa in Pop, Musical oder Gehörbildung zu nehmen. Je zwei von vier Klassen eines Jahrgangs gehören zu dem Musikzweig der Schule. Dozenten der Musikschule geben 50 Zusatzstunden die Woche, und 150 verschiedene Ensembles proben derzeit regelmäßig.

Die Schule am Kartäuserwall ist dabei das einzige Kölner Gymnasium, das mit seinem Musikzweig musikalisch begabten Nachwuchs fördert. „Jedes Jahr stehen 60 Plätze in zwei Musikklassen zur Verfügung“, sagte Michael Reif, Leiter des Musikzweiges. Da aber die Nachfrage immer größer werde, müssten die Schüler in einem Aufnahmetest ihre musikalische Eignung beweisen. „Dieses Jahr hatten wir sogar 140 Bewerber, so dass wir erstmals drei Musikklassen gebildet haben“, so Reif.

Um auch Schüler von außerhalb aufnehmen zu können, wünscht sich Reif ein Studienhaus mit Internat. Nach seinen Angaben ist die Nachfrage für die Plätze in den Musikklassen in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Nun sei die Stadt Köln gefordert, sagte Reif.

Mit der Geschichte vom Ritter Rost, seinem Burgfräulein Bü, dem Drachen Koks und der Hexe Verstexe hatte Ulrich Steiner, Produktionsleiter und Tanzpädagoge der Rheinischen Musikschule, den Nerv der Zuschauer getroffen. „Die Geschichte ist aus drei Ritter-Rost-Büchern entstanden“, sagte Steiner. „Aus bühnentechnischen Gründen habe ich alle Szenen zusammengeschrieben, die in der Burg spielten – so kamen wir mit nur einem Bühnenbild aus.“

Die Solisten in den Hauptrollen sind alle Schüler der Rheinischen Musikschule. Die Nachwuchshoffnungen konnten musikalisch, choreographisch und schauspielerisch allesamt mit einer gelungenen Darbietung überzeugen.

Star des Abends war der 22-jährige Marco Ricciardi, der die Rolle des Ritters darbot. Der angehende Reiseverkehrskaufmann nimmt seit sechs Jahren Gesangsunterricht. „Irgendwann mal damit Geld verdienen, das wär‘ natürlich der Knaller“, sagte der Sänger. Vorerst wolle er jedoch seine Ausbildung beenden, um etwas „Bodenständiges“ zu haben.

Neben den Solisten zeigte der Unterstufenchor des Humboldt-Gymnasiums sein Können. Die Band mit dem Namen Ensemble Odyssee sorgte mit flotten Rhythmen dafür, dass kaum ein Zuschauer in der Aula still auf seinem Stuhl sitzen blieb. Nach der Vorstellung prasselte den Darstellern Beifall entgegen, der nicht mehr enden wollte. Kirsten Pieper