Nordbanker sorgen sich um ihre Jobs

Beschäftigte demonstrieren. Aufsichtsrat diskutiert über ein neues Geschäftsmodell. Staatsanwaltschaft startet Vorermittlungen wegen Untreue. Sparkassen wollen ihre Anteile loswerden, um handlungsfähig zu bleiben

Die schlechte Lage der HSH Nordbank könnte mehr Leute ihren Job kosten als erwartet. Das befürchtet die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Für Montag hatte sie zu einer Demonstration vor der Hamburger Zentrale aufgerufen. Vor einer Aufsichtsratssitzung über die Zukunft des Instituts protestierten rund 500 Banker aus Kiel und Hamburg für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

Die schlechten Nachrichten über die Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein reißen nicht ab. Wegen der Finanzkrise musste das Geldinstitut den Buchwert seiner Geldanlagen um 2,3 Milliarden Euro nach unten korrigieren. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres wies die Bank einen Verlust von 350 Millionen Euro aus. Medienberichten zufolge soll sich der Gesamtverlust 2008 gar auf eine Milliarde Euro belaufen. Diese Zahl wurde aber nicht bestätigt.

Ver.di Fachbereichsleiter Berthold Bose und der Konzernbetriebsratsvorsitzende Olaf Behm appellierten bei der Kundgebung an die Politiker: „Hört auf, die Bank kaputt zu reden!“ Sie bezogen sich auf eine Äußerung des Hamburger Bürgermeisters Ole von Beust (CDU), der eingeräumt hatte, dass die Bank vor der Zahlungsunfähigkeit gestanden habe, bevor sie unter den Rettungsschirm des Bundes geschlüpft sei.

Aus Sicht der Gewerkschaft ist die HSH Nordbank im Kern gesund. „Lasst uns diesen Kern retten und mehr als 1.000 Arbeitsplätze retten!“, appellierten sie. Die Mitarbeiter seien bereit, ihren Beitrag zur Rettung des Instituts zu leisten. Das setze aber voraus, dass keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen würden.

Die Nordbank hatte Anfang September angekündigt, sie werde sich bis 2010 von 750 ihrer 4.900 Mitarbeiter trennen. Jeweils 200 Mitarbeiter sollen im Ausland, in Kiel und in Hamburg entlassen werden. Weitere 150 Stellen sollen durch natürliche Fluktuation abgebaut werden.

Wie jetzt bekannt wurde, befasst sich auch die Justiz mit den großen Verlusten der HSH-Nordbank und denen anderer Banken – unter anderem der Landesbank Baden-Württemberg und der Bayern LB. Nach zwei Anzeigen hat die Hamburger Staatsanwaltschaft ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet. Wie ein Sprecher sagte, prüft sie, ob es genügend Verdachtsmomente für Untreue bei den missglückten Spekulationsgeschäften der Bank gibt.

Leidtragende sind auch die schleswig-holsteinischen Sparkassen, die rund 14 Prozent der Anteile an der HSH-Nordbank halten. Der Wert des Pakets, der sich im Sommer noch auf 500 Millionen Euro belief, dürfte sich Beobachtern zufolge beinahe halbiert haben. Die Bilanzverluste mindern das Eigenkapital der Sparkassen und schwächen ihre Fähigkeit, die kleinen und mittleren Unternehmen in Schleswig-Holstein mit Krediten zu versorgen.

Wie Reinhardt Hassenstein vom Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein bestätigte, würden die Sparkassen ihre Anteile gerne loswerden. Als Käufer kämen Schleswig-Holstein und Hamburg in Betracht, die auf diese Weise dafür sorgen würden, dass der mittelständischen Wirtschaft im nördlichsten Bundesland nicht die Puste ausgeht. Die Öffnung der Sparkassen für privates Kapital lehnt der Sparkassen- und Giroverband ab. GERNOT KNÖDLER