KUNSTRUNDGANG
: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bis 24. April, „Puzzle“, griedervonputtkamer, Sophienstraße 25, Di-Sa, 11-18 Uhr

In unserem charmanten und faszinierenden Nachbarland Polen, so schreibt Stephan Wackwitz, Leiter des Goethe-Instituts in Krakau, in der Broschüre der Bundeskulturstiftung zum Thema EU-Erweiterung, habe sich eine „junge, vitale, einfalls- und initiativenreiche, ironische und amüsante Kunstszene entwickelt, die sich in den Institutionen, Metaphern und Ritualen der deutsch-polnischen Verständigungskultur kaum widerspiegelt“. Deren paradigmatische Kunstform sei nämlich die Literatur. „Dagegen orientieren sich die jungen polnischen Ironiker am prinzipiellen Internationalismus“, so Wackwitz, „und den hedonistischen Milieus der internationalen visuellen Kunst.“

Will man also zum kulturellen State of the Art in Polen wirklich Genaueres wissen, tut man besser daran, eine private Galerie zu besuchen als ein öffentliches Institut. Griedervonputtkamer etwa stellen unter dem Titel „Puzzle“ acht junge polnische Künstler vor. Katarzyna Józefowicz ist zwar schon eine renommierte und in der Stadt nicht zuletzt über ihre Teilnahme an der 2. Berlin Biennale bekannte Künstlerin, doch ihre Installation aus rund 21.000 handgefertigten Papierwürfeln wirkt tatsächlich unternehmungslustig, aktivistisch, frisch. Kinderspiele ebenso wie Stadtmodelle oder Computerpixel sind in ihr zu entdecken, wie auch Konsumkritik, bestehen die Würfel doch aus Werbeprospekten. Anna Niesterowicz stickt das Bild eines der wenigen modernistischen 30er-Jahre-Bauten in Warschau, der den Krieg überstand, auf ein weißes Taschentuch, samt den heute noch sichtbaren Einschusslöchern. Daneben platziert sie die Neonschrift „Ich vergebe“. Wie sieht eine verschneite Parkbank aus? Das zeigt Rafal Bujnowski. Und Zibigniew Rogalski zeigt wiederum seinen Freund Bujnowski. Wie das konkret aussieht, das sollte man sich aber selbst anschauen.