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Archiv-Artikel

Und bitte picobello

Mit dem Digital Presenter auf der Suche nach der Wahrheit: Handwerker sagen im Zantke-Prozess aus

Von jox

Bremen taz ■ Über das Antlitz des Richters am Landgericht, Bernd Asbrock, huschte ein jungenhaftes Strahlen: Stolz präsentierte der Kammervorsitzende, der das Verfahren gegen den der Bestechlichkeit angeklagten Ex-Abteilungsleiter im Bauressort Gottfried Zantke leitet, gestern die neueste Errungenschaft des Bremer Justizapparates: einen hippen „Digital Presenter“. Fortan stierten Prozessbeteiligte und Zuschauer stundenlang auf viele detaillierte Handwerker-Rechnungen, die auf eine Leinwand projiziert wurden.

Im Zeugenstand befanden sich Subunternehmer der Firma Zechbau, die 1996/97 beim Umbau von Zantkes Privathaus in der Mathildenstraße beteiligt waren. Laut Anklage soll Zantke hierbei Gratis-Leistungen für 230.000 Euro eingeheimst und im Gegenzug Zechbau bei der Vergabe öffentlicher Bauvorhaben begünstigt haben. Der Heizungsbaumeister P., dessen Firma Arbeiten für weit über 100.000 Mark in dem Altbau verrichtet hatte, verschwieg vor Gericht seine Wohnadresse – aus Angst. „Mir sind Repressalien angedroht worden, falls ich Aussagen in dem Prozess mache“, sagte P: Danach werde es ihm „sehr schlecht gehen“.

Im Sommer 1996, erzählte P. gleichwohl, habe ihn der Zechbau-Mitarbeiter H. „sehr kurzfristig“ für das Bauvorhaben Zantke angefragt: Das Objekt müsse bis Weihnachten „schnell und flexibel abgewickelt werden“ – alles müsse „picobello“ werden, habe ihm der Zechbau-Mann eingebläut.

Zudem habe H. ihm erfolgreich einen Deal angeboten, berichtete der Zeuge weiter: Wenn er seine Schlussrechnung für Rohrleitungen, Heizkörper und sanitäre Einrichtungen splitte und eine bestimmte Summe statt auf das Zantke-Haus auf die Großbaustelle Weserstadion-Ostkurve buche, werde ihm Zechbau seine Arbeiten ruckzuck abnehmen und bezahlen. Andernfalls werde das „eine sehr langwierige Angelegenheit“, habe H. ihm gedroht.

Der Angeklagte selbst beteuerte, das Kleinklein der Rechnungen selbst nie zu Gesicht bekommen zu haben: „Für mich war nur wichtig, was unten rauskommt, wie hoch die Schluss-Summe ist“, so Zantke. jox