: Attac ab nach Evian
Zehntausende werden zu den Protesten gegen den G-8-Gipfel in Evian erwartet. Deutsche Attac-Sektion macht bei „zivilem Ungehorsam“ mit
BERLIN taz ■ Zehntausende Globalisierungskritiker und -kritikerinnen werden Anfang Juni gegen den G-8-Gipfel im französischen Evian protestieren. Allein von Deutschland aus sollen 4.000 Demonstranten an das Ufer des Genfer Sees reisen. Dort will auch die deutsche Sektion des Attac-Netzwerks präsent sein, wie sie gestern auf einer Pressekonferenz in Berlin mitteilte.
Man wolle aber erst vor Ort entscheiden, wie der eigene Beitrag zum Protest aussehen soll. „Attac wird sich nur an Aktionen des friedlichen zivilen Ungehorsams beteiligen“, erklärte Lukas Engelmann von der Evian-Arbeitsgruppe bei Attac Deutschland. Das sei der Konsens des Netzwerks.
Mögliche Attac-Aktionen seien Blockaden von Straßen oder Kreuzungen, um zu verhindern, dass die offiziellen Teilnehmer des G-8-Gipfels zu ihrem Tagungsort gelangen. „Wir werden uns dort hinsetzen und uns, abhängig von der aktuellen Situation, auch von der Polizei wegtragen lassen“, sagte Engelmann. Angriffe auf Polizisten oder gar Steinwürfe seien tabu.
Trotzdem distanziert sich die deutsche Sektion des Netzwerks nicht von militanten Demonstranten. „Wir wollen über die Frage der Mittel keine Spaltung der globalisierungskritischen Bewegung forcieren“, so Engelmann.
Attac beteiligt sich nach eigenen Angaben an dem internationalen Camp in Annemasse, einem Ort an der Grenze zur Schweiz. Dort gebe es Workshops und Foren, und dort würden auch die Aktionen geplant. Allerdings nur ohne „aggressive Waffen“, so das Camp-Statut. „Wir wollen damit verhindern, dass die Polizei das Camp kriminalisieren kann“, hofft der Attac-Sprecher.
Zudem geht Engelmann davon aus, dass „mehrere tausend gewaltbereite Menschen mit Knüppeln, Wasserwerfern und in Uniformen“ zu den Protesten kommen werden. Die Gewalt sei in der Vergangenheit oft von den Polizisten ausgegangen, so Engelmann. Auch diesmal werde die Gewalt eher in den Kreisen der Polizei zu suchen sein als in denen der Demonstranten.
Heute startet um 17.15 Uhr am Bahnhof Zoologischer Garten in Berlin ein Sonderzug von Attac und Gewerkschaften in Richtung Evian. Ab 16 Uhr wird er von Teilnehmern des Kirchentages offiziell verabschiedet.
CHRISTIAN HONNENS