: Die virtuelle Medienexpertin: Miriam Meckel
Sie war Deutschlands jüngste Regierungssprecherin, eine Hoffnungsträgerin der Regierung Clement. Doch Meckel ist gescheitert: Von Regierungschef Peer Steinbrück entmachtet, nagen Selbstzweifel an der Staatssekretärin auf Abruf
Miriam Meckel war ein Shooting-Star. Attraktiv, intelligent, erfolgreich sei sie, lobten die Medien ‘99 die damalige Münsteraner Medienprofessorin, mit 32 Jahren zeitweilig Deutschlands jüngste Lehrstuhlinhaberin. 1,2 der Abitur-Durchschnitt, Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaft, außerdem Sinologie, Politikwissenschaft und Jura, Doktorhut mit 26 Jahren, Moderatorin bei RTL und WDR und dann ab März 2001 einzige Regierungssprecherin und Medienstaatssekretärin in Personalunion. Der Stoff, aus dem Karriereträume sind.
Doch die Medienexpertin scheiterte: Die von Pleiten geprägte, von cholerischen Ausfällen begleitete Politik ihres sozialdemokratischen Entdeckers und Förderers Wolfgang Clement konnte sie nicht schönreden. Der Shooting-Star entpuppte sich als Sternschnuppe – hell geleuchtet, dann verglüht. Seit der Flucht von Regierungschef Clement nach Berlin sinkt ihr Stern. „Meckel, gibt‘s die auch noch“, höhnen selbst Sprecher sozialdemokratischer Minister heute.
Das politische Düsseldorf hat Meckel nie begriffen. Mühsam musste Staatskanzlei-Sprecher Walter Jakobs ihr kurz nach dem Amtsantritt auf dem Oberhausener Parteitag der SPD Nachhilfe geben: Who is who, wer verantwortet was bei den Sozialdemokraten? Die parteilose Meckel hatte schlicht keine Ahnung. Bitter ihre Bilanz: Die Arbeit der Medienstaatssekretärin blieb virtuell, fand in Form von Pressemitteilungen nur im Internet statt.
Vom Wegzug des Musikrummels Popkomm aus Köln nach Berlin erfuhr Meckel aus der Zeitung. „Eine Ohrfeige“, höhnte die Opposition – ebenso wie das Ende der hochgelobten NRW-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Im Streit mit dem Geschäftsführer der NRW Medien GmbH setzte sie sich zwar durch, Helmut Bauer nahm vorzeitig seinen Hut – die erst 2001 gegründete Landesgesellschaft machte nur wegen zu hoher Verwaltungskosten Schlagzeilen. Doch die Abwicklung stockt, noch im Haushalt 2005 sind 4,5 Millionen Euro Steuergelder für die Medien GmbH eingeplant.
Jetzt schweigt Meckel: Zwar machte sie Clements Nachfolger Peer Steinbrück erneut zur Staatssekretärin – weiterhin für Medien, zusätzlich für Europa und Internationales. Doch das Amt der Regierungssprecherinmusste sie abgeben, die Zuständigkeit für Europa mit dem Chef der Staatskanzlei, Wolfram Kuschke, teilen. Den Ausweg nach Hessen, wo sie Wissenschaftsministerin in einer SPD-geführten Landesregierung werden wollte, versperrte der Wahlsieg des christdemokratischen Hardliners Roland Koch. Für die SPD Wahlen zu gewinnen, das traut Meckel sich nicht zu: Das Angebot der Oberbürgermeister-Kandidatur in ihrer Heimatstadt Münster schlug sie aus.
Selbst den Umgang mit den Medien scheint Meckel verlernt zu haben: Für ein taz-Interview steht die Medien-Staatssekretärin seit vier Monaten nicht zur Verfügung. Begründung: Keine Zeit. NADIA LEIHS