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Archiv-Artikel

Kreisweise mehr Lernzeit

Schleswig-Holstein führt die verlässliche Grundschule schrittweise ein. Flensburg, Kiel, Lübeck und Neumünster machen den Anfang. Flächendeckende Versorgung bis 2007

KIEL taz ■ Das schleswig-holsteinische Bildungsministerium hat mit den Städten Flensburg, Neumünster, Kiel und Lübeck eine Vereinbarung zur „Verlässlichen Grundschule“ getroffen. Damit komme das Land dem Ziel einer kindgerechten und familienfreundlichen Schule „ein gutes Stück näher“, erklärte Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD). Die verlässliche Grundschule, die beispielsweise in Hamburg schon Mitte der 90er Jahre eingeführt wurde, soll Kindern mehr Lernzeit bieten und Eltern entlasten.

Nach den Sommerferien sollen die vier Städte in den Klassen eins und zwei täglich vier und in der dritten und vierten Klasse täglich fünf Unterrichtsstunden garantieren. Dafür erhalten sie 50 Lehrerstellen und Finanzmittel im Umfang von weiteren 25 Stellen. Doch weil durch diese Reform die bereits bestehenden Betreuungsangebote an den Schulen gefährdet schienen, war dazu eine neue Regelung notwendig geworden. Die Städte bekommen nun Pauschalzuschüsse für die Betreuung. Im Gegenzug verpflichten sie sich, die Hortbetreuung „mindestens im bisherigen Umfang“ anzubieten.

Bis 2007 sollen in Schleswig-Holstein schrittweise alle Grundschulen „verlässlich“ werden, dafür wurde das Land in fünf Regionen eingeteilt. Bereits seit Sommer 2003 gelten die neuen Zeiten am Hamburger Rand in Teilen der Kreise Pinneberg, Segeberg, Herzogtum Lauenburg und Stormarn. Ab Schuljahr 2005/2006 sollen die fehlenden Gebiete der vier Kreise und der Kreis Steinburg folgen. Ab Schuljahr 2006/2007 kommen Eltern im Kreis Ostholstein, Plön und Rendsburg Eckernförde in den Genuss der neuen Regel. Den Abschluss bilden 2007/2008 die Kreise Dittmarschen, Nordfriesland und Schleswig-Flensburg.

Vor der Einführung im Hamburger Speckgürtel gab es Zweifel, ob die Ressourcen reichen. In den ersten zwei Jahren dürfen die Schulen darum die Zeiten unterschreiten. Laut Kieler Ministerium machten 60 Prozent davon Gebrauch. Allerdings habe dies im Schnitt nur drei Prozent ausgemacht. Tatsächlich hätten die Schüler im Schnitt mit 20,2 Unterrichtsstunden in Klasse eins bis zwei und 24,9 in der Dritten und Vierten deutlich mehr Stunden erhalten. Im Schuljahr 2002/2003 waren es noch 19,7 und 23,3 Stunden. Zudem lag der Unterrichtsausfall bei unter ein Prozent. KAIJA KUTTER