: Mörder unterwegs
Im Berliner Theater sucht man mit Woody Allen nach einem Serienkiller
Die zwei oder drei Dinge, die man von Woody Allen weiß: dass er ein couchgeprüfter Stadtneurotiker ist und seine eigentliche Liebe dem schwermütigen Ingmar Bergman gilt. Was man Allens Filmen nicht gleich im ersten Augenschein ansieht, aber bei genauerer Betrachtung fällt doch auf, wie tief hier in der Seele gelotet wird. Durchaus mit den Bloch’- schen Fragen als Checkliste: Also wer sind wir, woher kommen wir, wohin gehen wir? Weil aber der eigene Bauchnabel der richtige Ort für derlei Wissbegier ist, wird das alles immer gleich in die erste Person übersetzt, auch weil man damit wieder die besten Witze reißen kann. Mein Lieblingsfilm von Woody Allen in dieser Angelegenheit ist dabei „Zelig“, dieser identitätsgestörte Tropf, der chamäleongleich immer Aussehen und Wesen der Person annimmt, der er gerade gegenübersteht (und das nur, weil er „Moby Dick“ nicht gelesen hat). Die ideale Versuchsanordnung für solche Figuren ist natürlich der durch und durch durchschnittliche Kleinbürger, Allens Alter Ego, der in seinem Theaterstück „Tod“ gleich auch noch Kleinmann heißt und des Nachts aus dem Bett gescheucht wird, um mit einer Bürgerwehr Jagd auf einen Serienmörder zu machen. Wenn man aber selbst schon nicht recht weiß, wer man ist, hat man nicht unbedingt größeres Vertrauen zu seinen lieben Mitmenschen. Scheinbare Verbündete könnten da auch Gegner sein. Der nette Nachbar gehört vielleicht zum lynchlüsternen Mob. In der Regie von Alexander Levit kommt im Berliner Theater eine neue Version von Allens Groteske auf die Bühne, die griffiger gleich „Mord“ genannt ist. Karten für das Stück zu 10/7 Euro unter ☎ 28 09 64 67. TM