: Auch Schnellstudium wird teurer
An den Universitäten werden die Studierenden weniger. Zur Kasse werden daher auch jene gebeten, die keine Studiengebühren zahlen müssen. Denn zu viele haben sich exmatrikuliert
VON CLAUS v. WOHDEN
Nun müssen alle zahlen. Als Reaktion auf die sinkende Studierendenzahl an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) will das Akademische Förderungswerk (AKAFÖ) den Sozialbeitrag anziehen. Das bestätigt der Geschäftsführer des AKAFÖ, Jörg Lüken, gestern gegenüber der taz: „Wir werden um 15 Euro auf 70 Euro erhöhen“, sagt Lüken. Wenn das AKAFÖ einen bestimmten Kurs weiterfahren wolle und die Preise konstant bleiben sollten, sei dies unumgänglich. Sonderbar ist nur, dass das AKAFÖ schon vor einem Jahr den Sozialbeitrag angezogen hatte – wohl in weiser Voraussicht. Lüken aber sagt: „Damals haben wir nur erhöht, um unsere Wohnheime und Cafeterien zu sanieren.“
Auch in Essen werden die Studierenden künftig stärker zur Kasse gebeten. Das dortige Studentenwerk steht ebenfalls vor einem klaffenden Finanzloch: Weniger Studierende bedeuten eben auch weniger Geld. Wie die finanzielle Flaute aufzufangen sei, dazu heißt es im Studentenwerk Essen-Duisburg bloß reichlich nebulös: Der Verlust werde „im schlimmsten Fall über eine Erhöhung der Preise“ aufgefangen. Auch einen höheren Sozialbeitrag schließt Pressesprecherin Petra Karst nicht aus.
Zurückzuführen ist der Rückgang der Studierendenzahlen auf die in diesem Sommersemester eingeführten Studiengebühren. Alle Universitäten des Landes vermelden erhebliche Einbrüche. Trauriger Spitzenreiter ist die Ruhr-Universität Bochum. Innerhalb der Rückmeldefrist, die in der vergangenen Woche ablief, haben sich dort 4.000 Studierende exmatrikuliert – dreieinhalb Mal mehr als in den vergangenen Semestern. Doch damit nicht genug: „Weitere 7.500 Studierende werden noch vermisst“, sagt RUB-Pressesprecher Josef König. Soll heißen: 7.500 Studierende haben sich zwar nicht ab-, jedoch auch noch nicht zurückgemeldet. In den vergangenen Jahren lag die Zahl derer, die ihre Rückmeldung versäumt oder es auf eine automatische Streichung abgesehen hatten, noch bei höchstens 2.000.
Die RUB wird also vermutlich ein Viertel ihrer Studierenden verlieren. Festlegen will sich König aber noch nicht. Schließlich gebe die Ruhr-Universität den Vermissten noch eine letzte Chance, betont der Pressemann: „Wir schreiben alle an und nehmen Streichungen erst Ende des Monats vor.“ Die Erfahrung habe nämlich gezeigt, dass nach Aufforderung doch noch die Hälfte der Vermissten an die Uni zurückkehre. Dass diese Erkenntnis auch auf dieses Jahr anwendbar ist, scheint aber eher unwahrscheinlich.
An den anderen Universitäten sieht es ähnlich aus. Monika Rögge von der Universität Essen-Duisburg erwartet beispielsweise einen Rückgang von 15 Prozent, das sind rund 5.500 Studierende. Ob dies eine Folge der Studiengebühren sei, kann Rögge nicht sagen. Sicherlich handele es sich aber sowohl um „Leute, die sich ein Studium nun nicht mehr leisten können, als auch um solche, die es sowieso nicht gewissenhaft verfolgt haben.“ Die Rückmeldefrist wurde in Essen bis zum 19. April verlängert. Einerseits, um den organisatorischen Aufwand zu bewältigen: 10.000 Gebührenbescheide wurden einst verschickt, etliche Widersprüche müssen jetzt bearbeitet werden. Andererseits, um vielleicht doch noch ein paar Studierende halten zu können.