: Ein Superheld der New Economy vor Gericht
Alexander Falk soll mit seiner Firma Ision Daten gefälscht und Käufer betrogen haben. Millionendeal als Betrugsfall
HAMBURG ap/taz ■ Eine der schillerndsten Figuren der deutschen New-Economy-Blase soll bald vor Gericht stehen. Gestern hat die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen den Verlagserben Alexander Falk Anklage wegen Betrugs in einem besonders schweren Fall erhoben. Das hat der Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger gestern bestätigt. Erst am Freitag hatte das Hamburger Oberlandesgericht entschieden, dass Falk auch nach neun Monaten Untersuchungshaft vorerst weiter im Gefängnis bleiben muss. Er stehe weiter unter dringendem Tatverdacht, und es bestehe Fluchtgefahr. Das Gericht stellte den Prozessbeginn für den 2. Juni in Aussicht.
Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage gegen insgesamt acht Beschuldigte. Falk und anderen wird im Zusammenhang mit dem Verkauf seiner Internetfirma Ision Betrug und Verstoß gegen das Aktiengesetz (Kursmanipulation) vorgeworfen. Sollten sich die Vorwürfe erhärten, drohen Falk bis zu zehn Jahre Haft, hieß es. Der Verlagserbe wird beschuldigt, den Umsatz von Ision durch Scheingeschäfte in die Höhe getrieben zu haben, um das Unternehmen schließlich für 812 Millionen Euro an den britischen Telekommunikationsanbieter Energis zu verkaufen. Falk hatte sich im Juni der Hamburger Polizei gestellt und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Die Behörden haben außerdem 532 Millionen Euro aus seinem Vermögen eingefroren.
Falk galt als „der Mann, dem alles gelingt“, und als „Hamburgs jüngster Milliardär“. 1995 hatte er für 25 Millionen Euro das Stadtplan-Imperium (Falk-Pläne) seines Vaters an Bertelsmann verkauft. Drei Jahre später übernahm er die Firma Ision Internet AG, die zwischenzeitlich 96 Millionen Euro Umsatz meldete, aber nie einen Cent Gewinn abwarf. Als die Aktien der New Economy schon abstürzten, verkaufte er Ision an Energis. Die Hamburger Fahnder glauben, dass Ision bewusst fingierte Umsätze meldete. Das Problem dabei: Energis hat sich nie beschwert. Falks Anwälte behaupten denn auch, der Käufer habe alle Unterlagen gekannt.
Die Anwälte der Beschuldigten haben jetzt bis Ende April Zeit, sich zu der Anklage zu äußern. Sollte das Gericht die Anklage zulassen und das Verfahren eröffnen, könnte der Prozess bereits am 2. Juni beginnen, teilte Gerichtssprecherin Sabine Westphalen mit. Voraussetzung sei, dass alle zwölf Anwälte an diesem Tag Zeit hätten.
Die an den Geschäften beteiligten Firmen Ision, die Schweizer Holding Distefora und Energis sind inzwischen pleite.