: Flensburg schasst Trainer
Nach einer 29 : 37-Heimniederlage gegen Kiel trennen sich die Handballer der SG Flensburg-Handewitt von ihrem Coach Kent-Harry Andersson. Nachfolger ist der bisherige Co-Trainer Pér Carlen
VON ROGER REPPLINGER
Der THW Kiel gewinnt überall auf der Welt. Nur nicht in Flensburg, nicht in der „Hölle Nord“. Doch die Hölle kann noch so heiß sind, wenn die Teufel müde sind, nützen alle Feuer nichts. Die Kieler gewannen am Samstag vor 6.450 Zuschauern in der ausverkauften Flensburger Campus-Halle sehr klar mit 37 : 29 (17 : 16). Worauf die Vereinsführung der SG Flensburg-Handewitt am Sonntag den Rauswurf von Chefcoach Kent-Harry Andersson bekannt gab. Mit sofortiger Wirkung ist nun der bisherige Co-Trainer Pér Carlen für das Team zuständig.
„Der Schritt war nötig“, sagte SG-Manager Fynn Holpert. Mit der Entscheidung will die Clubspitze dem kriselnden Team „neue Impulse“ geben. Nach der ersten Heimniederlage gegen Kiel seit sechs Jahren hat Flensburg (21 : 11 Punkte) den Titel längst abgeschrieben und droht den Anschluss an die Champions-League-Plätze zu verlieren. Zudem kam am vergangenen Dienstag im Pokal das Aus gegen die Rhein-Neckar Löwen.
In der Partie gegen Kiel hält Flensburg in der ersten Halbzeit noch dagegen, mit großem Kampfgeist und einem guten Torwart Dan Beutler. Flensburg braucht zwar für jedes Tor erheblich mehr Aufwand, Kampf, Biss und Zeit als Kiel, und doch lassen sie den THW nicht wegziehen. „Wir konnten 30, 40 Minuten gut mithalten, dann war es aus“, sagte Andersson.
In der zweiten Halbzeit kommen Zeitstrafen, denn die SG-Abwehr spielt aggressiv, Kiels Torwart Thierry Omeyer steigert sich und „macht die Türe zu“, wie Andersson sagt. Der THW-Vorsprung wächst und wächst. Am Ende ist es eine Demütigung, Filip Jicha (9 Tore) und Dominik Klein (5) machen sich einen Spaß daraus, der sich auflösenden SG-Abwehr den Rest zu geben.
Mit dem Rauswurf von Andersson findet nun eine mehr als fünfjährige Erfolgsgeschichte ihr Ende. Nach seinem Amtsantritt 2003 führte Andersson die Flensburger ein Jahr später zum Gewinn des Doubles aus Meisterschaft und DHB-Pokal, 2005 konnte sich die SG erneut als Pokalsieger feiern lassen. In dieser Saison aber stimmen die Resultate nicht. Der frühere Teammanager Anders Dahl-Nielsen, der als Berater und Scout für die SG im Einsatz ist, lobte Andersson als „erfolgreichsten Trainer der Vereinsgeschichte“, der nicht zum alleinigen „Sündenbock“ für die Misere gemacht werden dürfe. Gleichwohl habe Andersson auch Fehler gemacht. „Man hat den Eindruck, er hatte nicht den Mut gehabt, junge Spieler zu integrieren“, sagte Nielsen.
Bei den erfolgreichen Kielern ist es nur Trainer Gislason, der nörgelt. Er ist „mit der ersten Halbzeit gar nicht zufrieden. Da haben wir nicht unser normales Spiel gezeigt. Ich hab der Mannschaft in der Halbzeit gesagt, dass sie das normale Spiel hinkriegen muss, dann muss sich auch Flensburg steigern“.
Sorgen macht Gislason die Handball-WM: „Wenn von den Jungs zwei oder drei nicht heil zurückkommen, dann haben wir auch bald zehn Minuspunkte.“ Im Moment hat Kiel einen Minuspunkt, Flensburg dagegen elf. Außerdem hat der THW Kiel sich die Dienste des von vielen Topclubs umworbenen Jungstars Aron Palmarsson gesichert. Der isländische Rückraumspieler wird zur kommenden Saison an die Kieler Förde wechseln.