Missbrauch in Heimen : Im Unrecht
Bist du nicht artig, dann kommst du ins Heim. Etlichen Kindergenerationen wurde mit dieser Drohung schon der Beelzebub ausgetrieben. Jeder wusste also, dass das Paradies auf Erden in Kinderheimen nicht zu finden ist. Große Teile der Kirche taten in den letzten Jahrzehnten trotzdem so, als sei an ihren Erziehungsmethoden nichts auszusetzen. Niedersachsens Landeskirche nennt nun endlich das in christlichen Heimen der Nachkriegszeit Geschehene beim Namen: Unrecht.
KOMMENTAR VON UTA GENSICHEN
Diese Entschuldigung kommt zwar Jahrzehnte zu spät, aber sie kommt wenigstens. In anderen Bundesländern ist man mit der Aufarbeitung längst noch nicht so weit. Oft wird das Argument vom Geist der Zeit benutzt, um Misshandlungen und Zwangsarbeit im Namen der Kirche zu rechtfertigen.
Aber wieso darf dieser ominöse Zeitgeist auch im 21. Jahrhundert noch herumspuken? Über Prügelstrafen in Erziehungsanstalten sind wir doch glücklicherweise längst hinweg. Mit den Methoden scheinen wir die Opfer aber gleich mit über Bord geworfen zu haben. Über 500.000 Menschen haben in kirchlichen Kinderheimen gelitten und sind immer noch nicht für ihre schmerzlichen Erfahrungen entschädigt worden. Kirche und Bund haben lange genug geschwiegen – die Opfer leider auch. Mit dem geplanten runden Tisch wird ihnen hoffentlich endlich eine Stimme gegeben.