: Shakehands in Evian
G-8-Gipfel beginnt mit Beratungen über Schuldenerlass und Aidshilfe. Bush gibt Chirac die Hand und will für harte Politik gegen Iran werben
EVIAN ap ■ Mit einem Gipfeltreffen zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern hat gestern die G-8-Konferenz im französischen Evian begonnen. 20 Staats- und Regierungschefs berieten in dem Kurort am Genfer See über Schuldenerlass, den Kampf gegen Aids und einen besseren Zugang der ärmsten Länder zum Weltmarkt. Bundeskanzler Schröder wurde wegen des SPD-Sonderparteitags erst für den Abend erwartet.
Der französische Präsident und Gastgeber Jacques Chirac empfing im Zeichen des Nord-Süd-Dialogs die Repräsentanten von 80 Prozent der Weltbevölkerung, darunter die Präsidenten von Brasilien, Südafrika, China und Nigeria. Chirac wollte damit ein Zeichen der Öffnung der G 8 setzen, die sich seiner Meinung nach nicht als „Vorstand der Welt“ verstehen dürften. An dem so genannten erweiterten Dialog nahm auch UN-Generalsekretär Kofi Annan teil, der von den führenden Industriestaaten die massive Aufstockung der Entwicklungshilfe und den Abbau von Handelsschranken fordert.
Am Mittag begrüßte Chirac US-Präsident Bush im Hotel Royal von Evian. Sie schüttelten sich kurz die Hand und wechselten nur ein paar Worte miteinander. Heute treffen sie sich erstmals nach ihrem Streit über den Irakkrieg bilateral. Ein Vieraugengespräch mit Schröder plant Bush dagegen weiterhin nicht.
Nach den tiefen Differenzen in der Irakkrise soll der G-8-Gipfel ein Signal der Einigkeit und des Vertrauens aussenden. Heute wird auch der Kampf gegen den Terrorismus im Mittelpunkt der Beratungen stehen. Dabei suchen die USA Unterstützung für ihre harte Linie gegen Iran. Kurz vor Beginn des Treffens in Evian bekräftigte US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice die Vorwürfe, Iran unterstütze den Terrorismus im Nahen Osten und entwickle Nuklearwaffen. „Wir müssen handeln. Wir dürfen nie wieder in die gleiche Situation kommen wie im Irak“, sagte sie dem Handelsblatt.
Frankreich teilt die amerikanischen Bedenken. „Iran muss sich zu der Besorgnis der Welt äußern“, sagte Catherine Colonna, die Sprecherin Chiracs, gestern. „Wir haben eine Botschaft, die sich der der USA nähert.“
Die iranische Regierung wies die Vorwürfe, das Land strebe nach Nuklearwaffen, entschieden zurück. Außenminister Kamal Charrasi sagte dem Spiegel, dass sein Land eng mit der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien zusammenarbeite und die entsprechenden Abkommen strikt einhalte.
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