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Archiv-Artikel

zu alte lehrer Schüler haben keine Zeit

Die Lehrerschaft vergreist. Mehr als die Hälfte der Berliner Lehrer ist älter als fünfzig, gerade mal 12 Prozent sind jünger als vierzig, und Lehrer, die jünger als dreißig sind, kann man an zwei Händen abzählen. Gute Arbeit leisten selbstverständlich auch ältere Pädagogen, oft sind es gerade sie, die sich mit besonderem Engagement ihren Schülern widmen. Dennoch: Eine vertretbare Altersmischung des Lehrkörpers sieht anders aus, als sie in Berlin die Regel ist.

KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER

Lehrer und Lehrerinnen brauchen nämlich den direkten Draht zu ihren Schülern, wollen sie Wissen und Werte vermitteln. Dies ist keine Altersfrage, aber auffallend ist, dass Schüler gerade älteren Lehren oft erst erklären müssen, wie Handys und E-Mails funktionieren, was Pillen und Piercings sind.

Zugegeben, nicht alles, was Teenager wichtig finden, ist wichtig, um zu lernen. Aber Pädagogen, die ja Anbieter einer Lehrdienstleistung sind, sollten sich auf die Lebenswirklichkeit ihrer Kunden einstellen können. Ein sinnvoller Altersmix des Kollegiums dürfte sich hier mehr als förderlich auswirken. Dass die Wirklichkeit anders aussieht, hat viele Ursachen: Zunächst hat der Sparkurs des rot-roten Senats dazu beigetragen, dass weniger junge Lehrer eingestellt wurden; auch die Arbeitszeitverlängerung für Lehrer war in dieser Hinsicht falsch. Aber auch die Lehrer haben ihren Anteil: Würden die nicht unattraktiven Teilzeit- und Altersteilzeit-Angebote – Lehrer verdienen ja in der Regel nicht schlecht – häufiger genutzt, kämen quasi automatisch neue Kollegen. Im Moment hilft wohl nur abwarten. Bis 2014 werden rund 10.000 Lehrer altersbedingt ausscheiden. Generationenwechsel dauern eben eine Weile. Zeit, die nur eine Gruppe nicht hat: die Schüler von heute.

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