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Gebetsbücher auf dem Altar entzündet

Nach der erneuten Brandstiftung in einer Poppenbütteler Kirche geht die Polizei jetzt von mehreren Tätern aus

Nach dem dritten Anschlag auf Kirchen im Stadtteil Poppenbüttel fahndet die Polizei mit Hochdruck nach den Brandstiftern. „Wir gehen von mehreren Tätern aus“, sagte ein Sprecher am Montag. Möglicherweise handele es sich dabei um die selben Randalierer, die Anfang November zwei Kirchen verwüstet hatten. „Wir prüfen“, so der Sprecher, „ob ein Zusammenhang besteht.“ Bei dem Brand am Sonntag war die Sakristei der St. Bernard Kirche ausgebrannt, es entstand ein Sachschaden von weit mehr als 50.000 Euro. Drei Feuerwehrleute wurden im Einsatz verletzt und mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Zwei von ihnen sind inzwischen wieder aus der Klinik entlassen worden.

Ersten Ermittlungen zufolge verschafften sich die Täter am frühen Morgen Zugang zur Kirche, nachdem sie zuvor im benachbarten Gemeindehaus ein Fenster eingeschlagen hatten. Das erste Feuer legten sie in der Sakristei, zudem sammelten sie Gebetsbücher ein, die sie auf dem Altar anzündeten. Laut Polizei wurden dabei Brandbeschleuniger genutzt. Unterdessen meldete sich auch ein Zeuge bei den Ermittlern, der drei dunkel gekleidete Menschen beobachtet hatte, die von der Kirche davonliefen.

Am Sonntagabend hielt Hamburgs Erzbischof Werner Thissen eine Andacht vor der zerstörten Kirche: „Ich hatte erwartet, hier verzagte Menschen anzutreffen. Stattdessen geben Sie in Liedern und Gebeten und mit Lichtern in den Händen Ihrer adventlichen Hoffnung Ausdruck“, sagte er zu mehreren hundert Anwesenden. „Die geschändete Kirche erfüllt uns mit tiefer Trauer. Aber ich bewundere Sie, dass Sie sich Ihre gläubige Zuversicht nicht durch Gewalttäter kaputtmachen lassen.“

Bereits vor sieben Wochen hatten Brandstifter in zwei benachbarten Gotteshäusern randaliert und christliche Symbole verbrannt. DPA

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