: Super-Samstag nicht für alle
Ab Sonnabend dürfen die Läden bis 20 Uhr geöffnet haben. Nur die wenigsten Einzelhändler machen mit. Vor den Tarifverhandlungen morgen demonstrieren die Beschäftigten Streikbereitschaft
taz ■ Der Super-Samstag kommt auch nach Bremen – aber fast nur zu C & A. Der Modemarkt wird einer der wenigen Einzelhändler sein, die bei der bundesweiten Premiere des neuen Ladenschlussgesetzes am kommenden Samstag in Bremen die Möglichkeit nutzen wollen, bis 20 Uhr zu öffnen. Bis zum Ende des Jahres werde die Regelung im Geschäft in der Bremer City getestet, sagte der Bremer C & A-Manager Ulrich Hörsting. Der Laden im Weser Park schließe dagegen zusammen mit anderen Discountern nur diesen Samstag um 20 Uhr.
C & A, Real, Wal Mart oder Penny dürften Ausnahmen bleiben. Die große Mehrheit der Einzelhändler zieht bei den erweiterten Samstags-Zeiten in Bremen zunächst nur bis 18 Uhr mit. Und bestätigt damit indirekt die Wut der Kritiker, die meinen, dass auch längere Öffnungszeiten nicht mehr Umsätze bringen – weil sich die Kundschaft derzeit in Kaufzurückhaltung übt.
Zu diesen Kritikern gehört ohne Zweifel Richard Schmid von der Gewerkschaft Verdi. Höhere Umsätze durch längere Öffnungszeiten? „Eine Milchmädchenrechnung“, wettert Schmid. Die Samstagsöffnung nütze allein den Ketten in den Innenstädten und auf der grünen Wiese – dagegen gehe sie zu Lasten der Mittelständler und wohngebietsnahen Einzelhändler. Schmid: „Was das allein für die Senioren bedeutet!“
Schon die Verlängerung der Öffnungszeiten in der Woche auf 20 Uhr habe dem Einzelhandel in Deutschland, der dieses Jahr mit einem Umsatzrückgang von 1,5 Prozent rechnet, nichts gebracht. In Bremen und Bremerhaven gibt es derzeit noch 25.000 Beschäftigte – 3.000 weniger als noch vor zehn Jahren.
Zu leiden haben werden vor allem sie. „Zorn und Wut“ will Verdianer Schmid in den Betrieben ausgemacht haben. Schon im Frühjahr 2001 waren bei einer Verdi-Umfrage 80 Prozent der Angestellten in 17 Bremer Einzelhandelsbetrieben gegen verlängerte Öffnungszeiten am Samstag gewesen. Am vergangenen Samstag und Montag fragte die Gewerkschaft erneut – mit einer „Arbeitskampf-Abstimmung“ in ausgesuchten Kaufhäusern.
Die Voten sind eindeutig: 95 Prozent der befragten Leffers-Angestellten sprachen sich dabei für Streik aus, wenn es bei den morgigen Verhandlungen mit den Arbeitgebern zu keinem Ergebnis kommt. Bislang existiert keine tarifvertragliche Samstags-Regelung in Bremen. Verdi will deshalb am Donnerstag 25 Prozent mehr Lohn für jede Arbeitsstunde nach 14 Uhr aushandeln. Außerdem sollen die Beschäftigten wenigstens jedes zweite Wochenende frei haben. Auch an die Wochenöffnungszeiten will Verdi wieder ran: Wenn montags bis freitags die Läden schon um 19 Uhr schließen würden, könne man sich leichter auf 18 Uhr am Samstag einigen, erklärt Schmid.
Bei Saturn und Kaufhof waren 85 Prozent bereit zum Ausstand, bei Karstadt 96 Prozent. Allerdings wird es dort eine eigene Regelung geben. Am Dienstag verhandelte die betriebliche Karstadt-Einigungsstelle bis 23 Uhr. Ergebnis: 20 Prozent mehr Lohn für die Zeit ab 16 Uhr (oder Freizeitausgleich) sowie maximal zwei Mal im Monat Samstagsarbeit. Also recht nah an den Forderungen der Gewerkschaften. Schmid: „Ich würde es begrüßen, wenn die Ergebnisse bei Karstadt eine Art Vorgriff auf die Verhandlungen am Donnerstag wären.“ Kai Schöneberg