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Archiv-Artikel

Kein starker Umsatz

BERLIN taz ■ Selbst Hubertus Pellengahr, dem notorisch optimistischen Sprecher des Deutschen Einzelhandelsverbandes (HDE), fällt nicht mehr viel ein, um die Entwicklung positiv zu beschreiben. „Es handelt sich nicht um das schlechteste Weihnachtsgeschäft aller Zeiten“, sagte er nach dem vierten Adventswochenende. In den Einkaufszentren sei die Rezession noch nicht angekommen. „Die Konsumenten haben sich nicht in das Krisengerede hineinziehen lassen.“ Zugleich gestand Pellengahr ein, dass sich die Einzelhändler mehr von der umsatzstärksten Zeit im Jahr erhofft hatten. Die Verkäufe lägen jedenfalls unter dem Niveau des Vorjahres, als der vierte Advent auf den 23. Dezember und deshalb direkt in den Schlussspurt der Schenkwilligen fiel.

Konkrete Zahlen nannte Pellengahr nicht. Eine Bilanz des Weihnachtsgeschäfts wird der HDE erst in vier Wochen vorlegen. Bis dahin werden Stimmungsberichte und Prognosen die Berichterstattung bestimmen. So meldete die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), deren monatlicher Konsumklimaindex einen wichtigen Indikator darstellt, dass die Verbraucher „nach den Konjunkturerwartungen auch ihre Einkommenserwartungen zurückschrauben“.

Zuletzt hatten sich die Konsumenten bei den GfK-Umfragen vergleichsweise optimistisch gezeigt. „Nun fürchten immer mehr um ihren Arbeitsplatz“, so die GfK. Trotzdem nutzten sie ihr Geld bislang noch lieber für Anschaffungen, als es auf die hohe Kante zu legen.

Tatsächlich sind die Verbraucher derzeit hin- und hergerissen: Einerseits droht die Krise. Sie hat bisher aber nur in wenigen Bereichen schon fühlbare Auswirkungen: Viele Firmen in der Auto-, Stahl- und Chemieindustrie haben ihre Produktion zurückgefahren oder vorübergehend gestoppt und ihre Beschäftigten zur Kurzarbeit angemeldet. Für diese bedeutet das weniger Geld, weil das staatliche Kurzarbeitergeld nur 60 bis 67 Prozent des Verdienstausfalls ersetzt. Noch schlechter geht es Leiharbeitern. Sie werden zu Tausenden an die Zeitarbeitsfirmen zurückgeschickt, etliche sind bereits entlassen.

Andererseits sinken die Energie- und die Spritpreise: Dass der Liter Benzin bis zu 50 Cent weniger als im Sommer kostet, sorgt dafür, dass Autofahrern mehr Geld zum Ausgeben bleibt.

Ökonomen gehen jedoch davon aus, dass die Auswirkungen der Krise in den nächsten Monaten mehr Gewicht bekommen werden. Ausschlaggebend ist, ab wann die Rezession auf den Arbeitsmarkt durchschlägt. Hier schwanken die Prognosen zwischen Jahresbeginn und Ende 2009. BEATE WILLMS