ladys only von ILKE S. PRICK
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„Kommst du mit ins Hamam?“, gurrt es durchs Telefon. Ich zucke zusammen. Der Frühling ist harmlos gewesen, bis meine Freundin in der vergangenen Woche zum Kaffee kam. „Wir haben zwar schon Mai“, hatte sie beiläufig nach der Schwarzwälder Kirsch gesagt und mir eine Zeitschrift zugeschoben, „aber wenn du dich ranhältst, kann es noch klappen.“ Ich las, was sie meinte: den Fahrplan rund ums Bein. Detailliert wie bei der Bahn. Woche 1 – Füße glätten. Woche 2 – Enthaaren der Beine. Woche 3 – Fußnägel lackieren. Woche 4 – Beine bräunen.

O nein, ohne mich! Nach dem Hornhauthobelmassaker vom vergangenen Jahr weiß ich, warum Punkt 4 am Ende steht. Dann nämlich sollten die Schnittwunden von Punkt 1 so weit verheilt sein, dass auf das weitere Tragen von Pflaster verzichtet werden kann. Die Sache mit den Füßen werde ich diesmal klammheimlich unter den Tisch fallen lassen. Und eine ganze Woche, um Fußnägel zu lackieren? Habe ich das bis jetzt etwa falsch gemacht? Quatsch! Zehn Minuten, ratzfatz, und die Sache ist erledigt.

„Rita kommt auch mit. Wir haben schon etwas mit Elif ausgemacht.“ Der Ton meiner Freundin wird eindringlich. Um Punkt 2 werde ich mich nur schwer herumdrücken können. Mit Elif etwas ausgemacht. Wie sich das anhört. Fast wie ein Rendezvous. Ich denke an diese weiße Pritsche im Hamam und an Elif, die mit sadistischem Grinsen viel zu heißes Wachs auf meine Schenkel klatscht. Es gibt Lügen, mit denen man aufräumen sollte: Nein, Kind, der Zahnarzt bohrt immer. Milkyway schwimmt vielleicht auf Milch, ist aber nie lecker und locker. Und Frauen sind nicht das zarte Geschlecht. Von Natur aus sind sie haarig, basta! Bei kultivierter Haltung werden sie höchstens stopplig, aber selten zart. Und hart im Nehmen sind sie außerdem. Man stelle sich nur mal die Wachsberge vor, die in einem durchschnittlichen Frauenleben draufgehen. Die „Titanic“ würde vor Schreck versinken. Oder Epiliergeräte. So nette Spielzeuge sind doch eigentlich eher was für SM-Beziehungen.

Dunkel erinnere ich mich an Zeiten, als wir glücklich und mit behaarten Beinen in Cafés saßen. Also so glücklich, wie man sein kann bei dreißig Grad im Schatten mit langen Hosenbeinen. Aber darunter – eins a befreit vom herrschenden Schönheitsideal! Dann hieß Frauenforschung plötzlich Gender Studies, und Emma hieß Brigitte. Worauf kann man sich da noch verlassen? Nun widmen wir uns unserer Entwurzelung mit Enthaarungscreme und hübschen Erfolgen: Chiffonminiröcke zum Beispiel und schwarze Slipeinlagen mit Flügelchen im Tangaformat. Oder eben Hornhauthobel. Die eignen sich auch wunderbar für Parmesan. Doch das würde ich niemandem erzählen, den ich zum Essen einlade. Und schweigen werde ich auch über diese Eiterpusteln in der Bikinizone, die beim Nachwachsen der Haare garantiert auftauchen. Das sind erotische Extravaganzen, die man sich besser für ganz stille Stunden aufhebt. „Kommst du nun mit?“ Meine Freundin wird ungeduldig. „Ja, klar!“, sage ich. Same procedure as last year, Madam.