: Fernab vom Spendenstrom
Solidarität mit Schikanierten: Zum sechsten Mal laden das Kabarett-Duo „Herrchens Frauchen“ und die linke Kulturkritik-Institution Ebermann / Trampert zum Benefiz für jugendliche unbegleitete Flüchtlinge in die Fabrik
Gelegenheiten, das eigene soziale Gewissen mit dem Balsam einer pekuniären Wohltat zu beruhigen, gibt es dieser Tage genug. Dass die spendable Solidarität dabei klare Grenzen, Konjunkturen und Sympathien kennt, haben die Polittbüro-BesitzerInnen Lisa Politt und Gunter Schmidt vom Kabarett-Duo „Herrchens Frauchen“ vor sechs Jahren sofort zu spüren bekommen, als sie ihr erstes Benefiz für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge auf die Beine gestellt haben. „Ach, damit die sich Waffen kaufen können?“, hat ein Journalist die beiden damals gefragt. Zwischen einem Benefiz für die Vertriebenenverbände und einem Solidaritätsabend für jugendliche unbegleitete Flüchtlinge gibt es eben einen gravierenden Unterschied, sind sich die Analyse-Kabarett-Grenzgänger Thomas Ebermann und Rainer Trampert sicher: „Ersteres wäre gesellschaftlich völlig akzeptiert.“
Jugendliche unbegleitete Flüchtlinge indes liegen fernab vom Spendenstrom. Dabei bedürfen sie der Hilfe in besonderem Maße: Gesellschaftlich sind die jungen MigrantInnen, die ohne ihre Familien flüchten mussten, völlig ausgegrenzt, die Lebensbedingungen sind miserabel, das Misstrauen groß und die Schikanen der Behörden zahlreich. Der Sozialhilfesatz ist abgesenkt, der Schulmaterialzuschlag lächerlich und ob es nach abgeschlossener Schul- oder Berufsausbildung, wenn die denn möglich ist, eine Chance auf eine Aufenthaltsgenehmigung gibt, ist mehr als unklar. Wer mehr über die Situation dieser Menschen in diesem Land erfahren will, spitzt schon zu Beginn der Veranstaltung die Ohren oder wird am Infostand fündig.
Trübsal geblasen wird indes heute Abend nicht. Neben „Herrchens Frauchen“ und Thomas Ebermann und Rainer Trampert steht dieses Jahr die Kabarettistin Antje Basedow mit ihrem anarchischen Witz auf der Bühne. Der Jongleur Yoolio raubt anschließend mit fliegenden Bällen all jenen den Atem, die noch nicht mit der „Knarf Rellöm Trinity“ der Dummheit in Richtung All entflohen sind. Den Abschluss bildet wie im letzten Jahr die Bläser- und Percussion-Kombo „Tuten und Blasen“.ROBERT MATTHIES
Sa, 27. 12., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36