: First form, first lesson
Englisch als Unterrichtsfach ab der ersten Grundschulklasse als Modellversuch: Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) ist begeistert, die mit der Umsetzung betrauten LehrerInnen haben aber noch viele unbeantwortete Fragen
von LENA ULLRICH
In Zukunft werden an einigen Modellschulen in Hamburg GrundschülerInnen der ersten Klasse in dem Fach Englisch unterrichtet. Schulsenator Rudolf Lange (FDP) wird im Institut für LehrerInnenfortbildung (IfL) am 16. Juni das Pilotprojekt „German institution for immersive learning“ vorstellen.
Ab der ersten Klasse lernen derzeit nur SchülerInnen der Albert-Schweitzer-Grundschule die Fremdsprache. Mit dem dritten Schuljahr findet der Englisch-Unterricht dagegen flächendeckend an allen Grundschulen statt. „Sprachen lernen so früh wie möglich“, lautet nach Auskunft von Behörden-Pressesprecher Alexander Luckow der Tenor der Behörde für Bildung und Sport.
Die Umsetzung an den Schulen wirft bei LehrerInnen allerdings Fragen auf. Im Gegensatz zu Universitäten anderer Bundesländer, wie zum Beispiel der Justus-Liebig-Universität Gießen, werden in Hamburg keine StudentInnen für das Fach Englisch an Grundschulen ausgebildet. Der qualifizierte Nachwuchs kommt von außerhalb. „Der Fachbereich Erziehungswissenschaften hat grundsätzlich Interesse, sein Angebot nach dem Bedarf auszurichten. Für uns ist das Problem, dass wir zusätzliche Studienangebote aus dem eigenen Bestand finanzieren müssen“, sagt die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit an der Universität, Viola Griehl.
Das IfL bildet während der Sommerferien etwa 100 GrundschullehrerInnen in dem Fach Englisch fort. „Die wenigsten haben eine Fremdsprache studiert,“ bemängelt IfL-Ausbildungsleiter Otfried Börner. „Wir brauchen eigentlich einen Lehrstuhl für frühes Fremdsprachen-Lernen. Das ist eine echte Lücke.“ Nach einer Woche mit 40 Stunden Unterricht bittet Börner die LehrerInnen, selbst einzuschätzen, ob sie die Sprache unterrichten können.
Auch Katrin Heinig, stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), hält eine universitäre Ausbildung der GrundschullehrerInnen für sinnvoll. „Nach der Weiterbildung im IfL haben viele Lehrer noch Unsicherheiten in der Aussprache und im Wortschatz. Sie wünschen sich eine umfangreichere Fortbildung mit entsprechender Stundenentlastung“, sagt Heinig. Die Gewerkschafterin erwähnt Notmaßnahmen, wo GrundschullehrerInnen in der Vergangenheit private „Nachhilfestunden“ bei LehrerInnen mit einem Studienabschluss in Englisch genommen haben.
Die LehrerInnen an der Grundschule Karl-Arnold-Ring 13 sind dagegen mit der Weiterbildung des IfL zufrieden. „Es werden gute Kenntnisse der Unterrichtsmethoden vermittelt“, sagt Grundschulleiterin Monika Plötzke. „Was nicht gut klappt, ist die Verzahnung mit dem zukünftigen fünften Schuljahr.“ In den weiterführenden Schulen gehe man von einem einheitlichen Leistungsstand der SchülerInnen aus. „Wir vermitteln die Fremdsprache spielerisch. Das ersetzt allerdings nicht die erste Unit im Englischbuch“, sagt Plötzke.
Dem Druck diesen Erwartungen gerecht zu werden, ist für die zukünftigen Modellschulen, an denen die SchulanfängerInnen Englisch lernen, noch größer.