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Archiv-Artikel

Botanik im Nebel

Im Bremer Rhododendronpark öffnet heute die „botanika“ ihre Pforten für das Publikum. Auf 3.000 Quadratmetern kann der Besucher drei kunstvoll gestaltete Themengärten bestaunen

Im „Entdeckerzen- trum“ wartet der multimediale Overkill

taz ■ Werner Muckel schmiegt sich eng an den Boden, ist akkurat frisiert und trägt die Nummer 1974. Werner Muckel ist ein Rhododendron-Strauch, ab heute zu sehen im japanischen Garten der „botanika“, dem neuen Natur-Zentrum im Bremer Rhododendronpark. Muckel und seine Kollegen flankieren sauber angelegte Holzstege. Einzig hohe Bambuspflanzen durchbohren die Gartenordnung. Dazu säuseln leichte japanische Klänge durch die Gehörgänge der Besucher – ein meditatives Idyll.

Ein paar Meter weiter, hinter einem Durchgang aus schweren Plastiklamellen, wartet eine ganz andere Welt: der Dschungel von Borneo. Schlagartig schnellen Temperatur und Luftfeuchtigkeit in die Höhe. Vaporisiertes Wasser bahnt sich seinen Weg durch die Kleidung. Dickbäuchige Totemfiguren starren bedrohlich ins Leere.

Diese Gärten und ein weiterer mit dem Schwerpunkt Himalaya bilden das Herzstück der „botanika“. Für knapp 18 Millionen Euro haben der Bund und die Stadt Bremen ein beeindruckendes Naturerlebnis aus dem Boden gestampft. Die Kulisse: täuschend echte Kunstfelsen, anderthalb Quadratkilometer Glasfassade, 300 Tonnen Stahl. Zudem besticht die „botanika“ durch viel Liebe zum Detail, eine große Pflanzenvielfalt (etwa 200 Arten) und außergewöhnliche Exponate – im Himalaya-Bereich schlummert eine opulente Buddha-Statue aus Bronze, daneben der rot bemalte Schädel eines tibetanischen Yak.

Nebenan, im so genannten „Entdeckerzentrum“, wird es anstregend. Dort erlebt der Besucher den multimedialen Overkill. Videoleinwände, Tiergeräusche, 3D-Animationen, Schautafeln und allerlei blinkende Knöpfe bombardieren die Sinne. Unangenehm für Menschen mit schwachen Nerven, paradiesisch für Kinder. An allen Ecken können die Kleinen selbst Hand anlegen, experimentieren und mitmachen. Eine Rallye führt von hier aus durch die gesamte „botanika“. Unterwegs warten Fragespielchen aus Biologie und Botanik, die mit dem gerade erworbenen Hintergrundwissen beantwortet werden sollen. Zum Schluss gelangen wir wieder in den japanischen Garten, treffen erneut Rhododendron Werner Muckel – und bewundern dessen stoische Ruhe. Torben Waleczek

Geöffnet tgl. von 9 bis 18 Uhr, Eintritt 9, ermäßigt 6 Euro