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: „Wir verabschieden das Böse“

Gegen Bushs Politik protestiert der Aktionskünstler Mohammed Ahmed vor dem US-Konsulat

taz: Herr Ahmed, warum wollen Sie vor dem US-Konsulat fegen?

Mohammed Ahmed: Wir legen vor der Absperrung eine Weltkarte aus und kippen Scherben aus Glas und Porzellan drauf. Ein paar Sachen schmeißen wir auch vor Ort kaputt. Hinterher wird alles zusammengekehrt. Die Botschaft ist klar: Die Bush-Administration hat einen Scherbenhaufen hinterlassen. Wir haben keine Macht, uns dagegen zu wehren. Deshalb versuche ich, mich so auszudrücken.

Warum so kurz vor Silvester?

Wir verabschieden das Böse und hoffen auf ein besseres neues Jahr. Das ist für mich auch etwas Persönliches, Familiäres. Ich habe eine Cousine bei einem Anschlag verloren. Dieser Krieg hat großes Leid gebracht – auch für die Amerikaner.

Trotzdem klingt Ihr Plan auch nach Spaßaktion…

Ironie ist für mich die einzige Möglichkeit, nicht daran kaputt zu gehen. Wir Iraker können nicht mehr trauern, keine Nachrichten mehr sehen. Ich locke die Leute mit ästhetischen Mitteln und konfrontiere sie dann mit der Realität.

Haben Sie keine Sorge, dass radikale Islamisten mitlaufen?

Die verstehen doch keinen Spaß. Bis die das kapiert haben, ist die Demo vorbei.

Sie fordern die Freilassung des „Schuhwerfers“ Muntadar al-Saidi. Werfen Sie auch Ihre Schuhe oder wird das zu kalt?

Das wär natürlich was. Wir werden Protestplakate in Schuh-Form tragen. INTERVIEW: JANK

11 Uhr Kundgebung am Alsterufer, danach Demo vom Hauptbahnhof zum Ida-Ehre-Platz und zurück

MOHAMMED AHMED, 41, Künstler in Aachen.