: Offen bleiben
Rund eine Woche nach dem Brandanschlag auf die St. Bernard-Kirche in Poppenbüttel sind die Täter weiterhin unbekannt. Heute rufen die Pfadfinder zu einem Solidaritäts-Lichtermarsch auf
VON FRIEDERIKE GRÄFF
Die Angst bleibt, solange der oder die Täter nicht gefasst sind. Aber sie ist nicht so groß, als dass die St. Bernard-Gemeinde in Poppenbüttel das aufgeben würde, was sie als ihr Markenzeichen versteht: die offene Kirche. Aber natürlich weiß die Gemeinde nicht, was die Versicherungen möglicherweise künftig für Auflagen stellen werden.
Gut eine Woche nach dem Brandanschlag auf die Kirche ist vieles unklar: Wer der oder die Täter waren, wie hoch der Sachschaden ist, der entstand, als nachts in die Kirche eingedrungen und auf dem Altar Bibeln und Gesangbücher mit Feuerzeugbenzin angezündet wurden, um den Brand zu beschleunigen. Eine Autofahrerin entdeckte am nächsten Morgen Rauch über dem Gemeindehaus und alarmierte den Pfarrer. Bei den Löscharbeiten erlitten drei Feuerwehrleute Verletzungen.
Im November hatten Unbekannte bereits die evangelische Simon-Petrus Kirche in Poppenbüttel geschändet, indem sie Bibeln anzündeten, Kruzifixe zertraten und das Taufkreuz in den Boden rammten. In der benachbarten Marktkirche waren die Scheiben eingeschlagen worden. Die Polizei geht dennoch nicht zwingend von einem Serientäter aus. „Es können auch Nachahmer gewesen sein“, sagt Polizeisprecherin Ulrike Sweden. Da weder Parolen aufgesprüht noch ein Bekennerschreiben hinterlassen wurde, geht sie nicht von einer politisch motivierten Tat, sondern von „banalem, idiotischem Vandalismus“ aus. Bislang gibt es keinerlei Spuren, doch noch stehen die Ergebnisse der Laboruntersuchungen aus. In der Vergangenheit habe es zwar Schmierereien aus Satanistenkreisen an Kirchen gegeben, eine Tat „in diesem Ausmaß“ sei jedoch „ungewöhnlich“.
Nachdem die St. Bernard-Gemeinde zwei Tage vor Weihnachten mit einer ausgebrannten Sakristei sozusagen ohne Herberge dastand, erfuhr sie „unglaublich viel Solidarität“, so beschreibt es Gemeindereferentin Renate Schmidt. Von mehreren Seiten wurden Ausweichquartiere angeboten, schließlich feierte man Weihnachten im Alster Einkaufszentrum. Dorthin kamen statt der sonst üblichen 300 bis 400 Menschen 500 bis 600.
„Das Zusammengehörigkeitsgefühl wird enger“, sagt Renate Schmidt. Sie will den Anschlag nicht als Zeichen eines christenfeindlichen Klimas deuten – doch solange die Täter nicht gefasst werden, bleibe in ihrer und den anderen Gemeinden die Furcht vor weiteren Anschlägen.
Heute rufen die Pfadfinder zu einem Solidaritäts-Lichtermarsch unter dem Motto „Wir lassen uns nicht unterkriegen“ auf, der um 19 Uhr an der Simon-Petrus-Kirche beginnt und zur St. Bernard-Kirche führen wird.