Jugendclub trifft ins Schwarze

Der Kölner Jugendclub Courage verunglimpfe demokratische Politiker und lenke von den eigentlichen Gefahren des Extremismus ab, behauptet die Thüringer CDU-Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld

von Alina Fichter

In einem Offenen Brief hat die frühere DDR-Bürgerrechtlerin und heutige CDU-Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld die Ausstellung „Rechts um und ab in die Mitte“ des Kölner Jugendclub Courage scharf kritisiert. Sie wirft den Ausstellungsmachern vor, eine „Propaganda-Schau“ gefertigt zu haben. „Sie verunglimpfen demokratische Politiker und lenken damit von den eigentlichen Gefahren des Extremismus ab“, heißt es im Brief. Die Junge Union Köln unterstützt die Thüringer Politikerin.

Vera Lengsfeld tauchte in der Ausstellung des Jugendclubs, die bis zum 12. April im Kölner NS-Dokumentationszentrum im EL-DE-Haus zu sehen war, mit einem Zitat auf, in dem sie den Skandal um den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann als eine „inszenierte Treibjagd“ bezeichnet, Hohmann selbst als „Opfer“. Es ist einem Interview mit der rechten Wochenzeitschrift Junge Freiheit vom 19. Dezember 2003 entnommen. Der hessische CDU-Politiker war aus der Fraktion ausgeschlossen worden, nachdem er in einer Rede unter anderem Juden als „Tätervolk“ bezeichnet hatte. Gegenüber der Jungen Freiheit bezeichnete Lengsfeld die Hohmann-Rede zwar als „unpassend“, man sei aber „wegen einer verunglückten Rede noch kein Antisemit“.

„Die Rede ist von vorne bis hinten ein antisemitisches Traktat“, sagte dagegen ein Vorstandmitglied des Jugendclub Courage der taz. Gerade die vielen unterstützenden Reaktionen auf Hohmanns Rede zeigten, wie selbstverständlich antisemitische Ansichten in Politik und Gesellschaft akzeptiert würden. Eben das wollten die Ausstellungsmacher aufgreifen. „Damit lenken wir nicht von den Gefahren des Extremismus ab, sondern weisen auf sie hin“, so das Jugendclub-Courage-Mitglied.

„Rechts um und ab in die Mitte“ beschäftigt sich nicht nur mit der extremen Rechten. Am Beispiel aktueller Debatten aus „der Mitte“ wollten die Ausstellungsmacher zeigen, dass Rechtsextremismus kein Randproblem ist, sondern „eine Ideologie, die bis weit in die Mitte der Gesellschaft akzeptiert wird“.

Ab 23. April zeigt das NS-Dokumentationszentrum EL-DE-Haus die Ausstellung „Von Navajos und Edelweißpiraten“, in der es um „unangepasstes Jugendverhalten in Köln 1933 bis 1945“ geht.