berliner szenen Verschlafenes Ritual

Kleine Kamele

Kleine Geschenke machen Freude. Zum Pressetermin des 41. Theatertreffens in Berlin, das am 1. Mai beginnt, fand jeder Journalist auf seinem Stuhl einen Kugelschreiber vor, in dem ein kleines Kamel auf- und abrutscht. Das habe mit dem Motto des diesjährigen Theatertreffens „Letzte Tankstelle in der Wüste“ zu tun, sagte Iris Laufenberg, Leiterin des Theatertreffens, und dass sich das später in der Ausstattung des Festspielhauses wiederfinde. Aber was das Motto bedeutet, blieb ein Rätsel.

So wie überhaupt die ganze Pressekonferenz einem schlaftrunkenen Ritual glich. Man sackte Pressemappe und Foto-CD ein, hörte eine Stunde lang zu und wusste am Ende kaum mehr als anfangs. Kein Wort über die eingeladenen Stücke, die Gründe für die Auswahl, nicht mal mehr erwähnt wurden sie. Nichts zum Anliegen des Theatertreffens. Stattdessen waren Joachim Sartorius, Intendant der Berliner Festspiele, und Iris Laufenberg damit beschäftigt, Sponsoren und unterstützenden Institutionen zu danken und neue Formate wie den Dramatikersalon vorzustellen. Am meisten erzählten Wolfgang Bergmann, Redakteur des ZDF-Theaterkanals 3sat, der fünf der eingeladenen Produktionen auf den heimatlichen Bildschirm bringt, und Manfred Linke, Leiter der Workshop-Reihe für junge Bühnenangehörige, die das Treffen begleitet.

Am Samstag beginnt der Vorverkauf. Weil der Ansturm auf die Karten stets groß ist, wird mit besonderer Freude ein Zettel mit zusätzlichen Aufführungsterminen herumgereicht. Um Publikum muss sich das Theatertreffen keine Sorgen machen, ausverkauft ist immer alles. Vielleicht fehlten den Veranstaltern deshalb so sehr die Worte, auf diesen Event Lust zu machen.

KATRIN BETTINA MÜLLER