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Archiv-Artikel

Von Dortmund lernen, heißt siegen lernen

Die Betriebsräte der Emscher-Lippe-Region setzen ganz auf das Vorbild Dortmund. Wie dort sollen Kommunen und Wirtschaft mit Medizintechnik und Brennstoffzelle den Umbau zur Zukunftsregion bewerkstelligen

RUHR taz ■ Ein Emscher-Lippe-Projekt von unten will der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Der DGB-Vorsitzende der Region, Josef Hülsdünker, stellte die Initiative bei einer Betriebsrätekonferenz unter dem Motto “Arbeit für Gelsenkirchen – Arbeit für die Region“ vor. Im bis auf den letzten Platz gefüllten IG-Metall Saal in Gelsenkirchen versprach Landesminister Wolfram Kuschke (SPD) die Hilfe der Landesregierung. „Für uns sind die Betriebsräte zentrale Ansprechpartner bei der Regionalisierung der Wirtschaftspolitik“, so der Chef der Staatskanzlei.

Laut Hülsdunker stecke in der Region viel Potenzial, allen Tendenzen zur Verarmung und Deindustrialisierung zum Trotz: „So arbeiten wir mit der Firma Masterflex daran, die Brennstoffzellentechnologie voranzutreiben.“ Es mangele nicht an Ideen, aber an der politischen Unterstützung. Der Bürgermeisterallianz Emscher-Lippe warf der Gewerkschafter vor, zu blockieren: „Statt zu kooperieren, stellt sich die politisch schwarz gefärbte Emscher-Lippe-Region häufig gegen die rot-grüne Landesregierung.“

Mehr Zusammenarbeit, einen Masterplan Emscher-Lippe und ein Emscher-Lippe Projekt sind die DGB-Forderungen. Und: Mehr Geld. So, wie der Osten Deutschlands und die neuen EU-Beitrittsländer müsse auch die Emscherzone gefördert werden.

Die Angst vorm Osten sitzt den Gewerkschaftern im Nacken. So will der Gelsenkirchener Autozulieferer TRW rund 440 Arbeitsplätze nach Tschechien verlagern. Die große Verlagerungswelle Richtung Osten sei nicht mehr zu erwarten, glaubt indesPeter Scherrer von der IG Metall. Bei den Autozulieferern sei der Trend sogar gegenläufig: “Rund ein Drittel kommt wieder zurück.“ Mangelnde Flexibilität am neuen Standort und der drohende Verlust der Innovationsfähigkeit seien die Gründe.

Auf diese Innovationsfähigkeit müsse die Emscher-Lippe Region setzen meint auch Metaller Wolfgang Nettelstroth: „Ein Emscher-Lippe Projekt könne das Dortmund-Projekt sicher nicht kopieren, aber viel davon lernen“. Das Dortmund-Projekt wurde von der Stadt, Thyssen-Krupp und der Unternehmensberatung McKinsey als „Public-Private-Partnership“ initiiert. Wirtschaft, Wissenschaft, Kommune und Verbände treiben gemeinsam Mikroelektronik und Softwareentwicklungen voran. „In der Emscher-Lippe-Region bieten sich Chemie, die Energie- aber auch die Gesundheitswirtschaft als Anknüpfungspunkte an“, so Nettelstroth.

Auf Gesundheitswirtschaft setzt auch Stephan von Bandemer vom Institut Arbeit und Technik. Schon jetzt arbeiteten in der regionalen Gesundheitswirtschaft rund 42.000 Menschen, ein Zuwachs um 10.000 Arbeitsplätze sei zu erwarten. „Die Firma IPT im Gelsenkirchener Wissenschaftspark hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich der Gesundheitszustand von Herzpatienten per Ferndiagnose überwachen lässt. Die Telefonleitung oder auch das Handy sorgen für die Datenübertragung“, erläuterte Bandemer. Ein Riesenmarkt sei das. Ebenso die Erfassung und Verwaltung von Patientendaten. Hier wolle die Informatiksparte der Ruhrkohle AG verstärkt mit den umliegenden Krankenhäusern zusammenarbeiten, so Bandemer.

Bei den Betriebsräten stieß die Initiative für das Emscher-Lippe-Projekt auf offene Ohren. Staatskanzleichef Kuschke versprach eine Emscher-Lippe-Konferenz noch vor der Sommerpause. „Die heutige Betriebsrätekonferenz war der Auftakt, um unsere Konzepte zu bündeln“, kündigte der DGB-Vorsitzende Josef Hülsdünker an.MANFRED WIECZOREK