Protest als Burger-Bewegung

Seit Anfang der Woche muss Genfood gekennzeichnet werden. Der Konflikt um Gentech spitzt sich zu: Greenpeace und foodwatch machen Druck auf Industrie und McDonald’s

BERLIN taz ■ Einen Effekt hat die Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebens- und Futtermittel, die seit dem Wochenbeginn gilt, schon jetzt: Die Auseinandersetzungen um Genfood werden härter. Gestern warf die Umweltschutzorganisation Greenpeace der Futtermittelindustrie vor, ihre Produkte falsch zu deklarieren.

„Die deutsche Futtermittelindustrie will die Entstehung gentechnikfreier Futtermittelmärkte verhindern. Damit will sie Fleischvermarkter wie Edeka Nord in die Knie zwingen, die auf Tierfutter ohne Gentechnik bestehen“, erklärte Greenpeace. Die Futtermittelfirma Una-Hakra und der Bunge-Konzern schrieben „Gensoja“ auf ihre Produkte, obwohl nicht klar sei, dass sie Gentech enthielten. Damit werde es für Bauern unmöglich, zwischen Gensoja und konventionellem Futter zu wählen.

Einen anderen Großen der Branche hat sich die Verbraucherschutzorganisation „foodwatch“ vorgenommen. Zum Beginn der Kennzeichnung startete foodwatch eine Aktion gegen McDonald’s. Die Schnellrestaurant-Kette solle Druck auf ihre Lieferanten machen, nur gentechfreies Futter für die Ernährung der Kühe einzusetzen, die später zu Burgern verarbeitet werden.

Bisher verbrauche die Kette für ihre Burger indirekt 15.000 Tonnen Soja jährlich, das vor allem aus Brasilien, den USA und Argentinien importiert werde und wahrscheinlich genmanipuliert sei. Eine Umfrage unter McDonald’s-Kunden habe ergeben, dass jeder zweite Genfood „problematisch“ finde. „Nur Futter ohne Gentechnik ergibt Burger ohne Gentechnik“, sagte Matthias Wolfschmidt von foodwatch.

Die Verbraucher können sich an einer Aktion der „Burgerbewegung“ mit Mails an McDonald’s beteiligen. Eine Sprecherin von McDonald’s Deutschland wies gegenüber der taz die Forderungen zurück. Man habe bisher schon die Lieferanten angehalten, auf Gentech-freies Futter zu achten. Eine Verbannung dieser Futtermittel sei aber „zurzeit nicht machbar“. Bei Hähnchenfleisch lässt sich McDonald’s allerdings zusichern, dass keine Gentech ins Futter kommt.

Dass das Thema Gentechnik die Menschen auf die Straße bringt, hat auch die große Demonstration am Sonntag in Stuttgart gezeigt. 10.000 Menschen mit etwa 250 Traktoren waren einem Aufruf des Aktionsbündnisses „Gentechnikfreie Landwirtschaft“ gefolgt. Hinter diesem stehen 50 Verbände und Organisationen aus Landwirtschaft, Umwelt- und Verbraucherschutz. Die Demonstranten ließen tausende gelber Luftballons fliegen. Die Botschaft: Ähnlich unkontrollierbar vermehrten sich auch die Pollen von Genpflanzen in der Natur. Die „Koexistenz“, ein friedliches Nebeneinander von Gentech-Pflanzen und konventionellem Anbau, könne es daher nicht geben. BPO

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