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: Schwarz und trotzdem blass

„Die Prouds“ (Sa., 10.25 Uhr, Pro 7)

Es war höchste Zeit für diese Serie. Während sich schwarze Amerikaner auf MTV und im Sitcom-Bereich beinahe gleichberechtigt emanzipiert haben, kamen erfolgreiche amerikanische Trickfilme wie „Die Simpsons“, oder „South Park“ bisher mit einigen Quotenblackies aus.

Mit den „Prouds“ startet jetzt eine Serie aus dem schwarzen Mikrokosmos. Penny Proud ist mit ihrer afroamerikanischen Familie da angekommen, wo ihre Brüder und Schwestern schon seit einigen Jahren auf MTV abhängen – in den reichen Vorstädten.

Ihre Probleme sind die, die vierzehnjährige Mädchen so haben. Penny konkurriert mit einer Latina um den letzten freien Platz im Cheerleader-Team und meistert Intrigen in ihrer Mädchen-Clique – alles mit ein bisschen HipHop unterlegt. Als die Latino-Familie nebenan einzieht, ist Vater Proud neidisch, weil der Latino-Papa den größeren Fernseher hat. Der Streit löst sich auf, indem beide Väter friedlich den Boxkampf des Jahres gucken, während ihre Frauen zetern. Das Setting – schwarze Familie, HipHop-Jugendkultur, emanzipiertes Mädchen – hätte interessant werden können, wird von den „Prouds“ jedoch verschenkt. Der schwarze Proll-Papi reicht nicht an die White-Trash-Komik eines Homer Simpson heran. Falls die Pointen bei den „Prouds“ auf Sparwitz-Niveau gehalten werden, um politisch korrekt zu bleiben, haben die Macher sich damit keinen Gefallen getan.

Der Erfolg der Simpsons beruht auf ihrer Authentizität. Die Geschichten zeigen Amerika von der schlechtesten Seite, das aber sehr liebevoll. Die Charaktere der „Prouds“ sind keine, die Konflikte tun niemandem weh. Die Geschlechterdebatte, dass Männer Sport glotzen wollen und Frauen was dagegen haben, darüber könnten alle schmunzeln – wenn es nicht ein abgewetztes Klischee wäre. Dass die Serie im Kinderprogramm läuft, ist kein Grund für flache Witze. Auch die Simpsons sind ab sechs Jahren freigegeben und haben Generationen übergreifenden Kultstatus erreicht. Das kann den „Prouds“ nicht passieren, denn leider kommt die Serie nicht über das Niveau eines mittelmäßigen MTV-Clips hinaus. SILVIA HELBIG