Berlin ist Meister im Volleyball

Kein Zufall, sondern der Lohn einer harten Arbeit: In einer packenden Finalserie verteidigen die Volleyballer des SCC Charlottenburg den Meistertitel des Vorjahrs

Die Balljungen in der Charlottenburger Sömmeringhalle entdeckten am Samstagnachmittag die ganz spezielle Eigenschaft eines Parkettbelages nach einer Meisterschaftsfeier. Sie stellten fest, dass es sich prima über des glitschigen Sektfilm, den die Sieger verspritzt hatten, skaten lässt und rutschten munter durch die Halle. Gut drauf waren sie sowieso. Denn die Spieler ihres Vereins, des SCC Charlottenburg, waren es, die den Perlwein verspritzt hatten. Die Berliner hatten soeben durch einem 3:1-Sieg gegen den VfB Friedrichhafen den Titel des Deutschen Volleyballmeisters geholt. 2.600 Zuschauer feierten die Spieler noch lange nach dem letzten Ballwechsel. Die Spieler genossen die Stimmung, ließen ihren Trainer Mirko Culic hochleben und zeigten immer wieder die geballte Faust.

Ja, sie haben es allen gezeigt. Marko Liefke, der Diagonalspieler mit dem Hammerarm, brachte es nach dem Spiel auf dem Punkt: „Mit diesem Sieg haben wir bewiesen, dass wir wirklich die Stärksten sind.“ Schon im Vorjahr hatte sich der SCC die Meisterschale geholt. Doch die Berliner wurden eher als Zufallsmeister betrachtet. Nachdem der Dominator der Liga, der VfB Friedrichhafen, sein Halbfinale gegen Wuppertal verpennt hatte, konnten sich die Charlottenburger den Titel holen, ohne in den Play-offs auf die langjährige Nummer eins zu treffen.

Der Titel ist der Lohn einer Arbeit, die weit vor Saisonbeginn begann. Mit Zusteller Frank Dehne verloren die Berliner nach der letzten Spielzeit einen ihrer wichtigsten Akteure. Mit dem tschechischen Nationalspieler Jaroslav Skach konnte jedoch rechtzeitig gleichwertiger Ersatz beschafft werden. Eine der größten Überraschungen jedoch dürfte die Leistung des ebenfalls neu verpflichteten Mittelblockers Aleksandar Spirovski aus Serbien-Montenegro sein. Der bekam lange kein Einreisevisum, fehlte in der wichtigsten Phase der Saisonvorbereitung und tat sich zunächst schwer mit der Integration in die Mannschaft. Am Samstag beim entscheidenden Finale blühte er regelrecht auf. Sein variables Service und seine Arbeit am Netz waren überragend. Er war sicher einer der Matchwinner am Samstag.

Dennoch belagerten nach dem Spiel die Reporter vor allem einen Mann: Marko Liefke. Er ist so etwas wie der Superstar der Berliner. Liefke ist einer der Spieler, die eine Mannschaft schon einmal im Alleingang vom Parkett schmettern können. Schon vor den Finalspielen war gerätselt worden, ob Liefke den Berlinern in der kommenden Saison treu bleiben wird. „Ich habe noch das Trikot des SCC an“, wehrte er nach dem Sieg zunächst ab. Dann meinte er noch, dass er sich – wenn überhaupt – nur einen Wechsel ins Ausland vorstellen könne: „In Deutschland muss ich sicherlich nicht woanders spielen.“ Aber mit 30 Jahren könne man ein lukratives Angebot aus dem Ausland nur als Chance betrachten. Es ist also ungewiss, ob es den Berlinern gelingen wird, den 225-fachen Nationalspieler zu halten.

Dann endlich waren die Fragen beantwortet, und Liefke konnte sich zu den feiernden Mitspielern gesellen. Die posierten mittlerweile für Familienfotos mit der Meisterschale. Nachwuchsstar Robert Kromm ließ sich mit seinen Eltern fotografieren. Libero Nisse Huttunen trug seinen Sohn durch die Halle. Und immer noch wurde die geballte Faust gezeigt.

Die Finalserie war den Spielern an die Nieren gegangen. Das erste Spiel hatten die Berliner zu Hause nach 2:0-Führung mit 2:3 verloren. Es folgten die zwei Auswärtsspiele am Bodensee. Marko Liefke: „Unser Trainer hat gesagt, wir sollen einfach zweimal in Friedrichshafen gewinnen.“ Was sich so einfach anhört, war unerhört harte Arbeit. Jetzt ist der SCC Meister. ANDREAS RÜTTENAUER