WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER : Jörg Sundermeier sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt
1. Mai! Alle dürfen sein, wie sie sind, Berlin gehört uns oder ihnen, selbst die Polizei feiert mit. Wenn nicht, werden bestimmt lustige Exemplare der Herren Revoluzzerei die Herren Polizei freundlichst zum Tanz einladen. Hernach hatten wir Revolution und haben einen Kater, mancher ist kurzfristig in die Tempelhofer Katakomben verzogen, die Boulevardblätter haben nicht einmal mehr Platz für die „schöne Berlinerin“. Am Freitag geht es los! Während sich einige in den Mauerpark begeben, um harsch zu trinken oder Pläne auszuhecken (einige, heißt es, wollen sogar den Konzerten lauschen), lädt die KP Berlin zum Treffen auf der Friedrichstraße. Die EU-Erweiterung wird auf dem Gendarmenmarkt gefeiert, dabei zugleich der Umstand, dass sich nicht nur die Schengen-Grenze ostwärts verschiebt, sondern Polen, Tschechien und andere jetzt nicht mehr gegen Deutschland aufmucken können, weil sonst „Brüssel“ droht. Man protestiert gegen diesen Jubel (S- und U-Bahnhof Friedrichstraße, 18 Uhr). Am Samstag wird zunächst einmal gezeigt, dass man mit dem Aufmarsch der rechten Nationalisten nichts zu tun hat, da diese mittags am Ostbahnhof für einen rechtsradikalen 1. Mai protestieren. Aus diesem Grund treffen sich Linke vorher am Straußberger Platz und versuchen von dort, gegen die rechte Demo vorzugehen (10.30 Uhr). Traditionsgemäß allerdings weiß die Berliner Polizei die Kahlschädel gut zu schützen. Am Anhalter Bahnhof beginnt später die so genannte „Revolutionäre 1.-Mai-Demo“, man kämpft unter anderem für ein soziales Zentrum, der am Potsdamer Platz stark repräsentierte Konsumterror wird ebenfalls Gegenstand des Protests sein (16 Uhr). Schließlich treffen sich alle in Kreuzberg, machen freundliche Feuer- und Wasserspiele oder sehen aus den umliegenden Kneipen dem bunten Treiben zu.