: Pokalsieg mit Bauch
St. Paulis B-Jugend stellt im Pokalwettbewerb Hamburgs Fußballwelt auf den Kopf: 3:1-Finalerfolg gegen den HSV
Man muss die Derbys feiern wie sie fallen. Angesichts eines nötigen Ausflugs nach Bönningstedt konnten sich nicht viele Anhänger der beiden großen Hamburger Vereine dafür entscheiden.
Warum das Endspiel um den Hamburger Pokal der B-Jugend zwischen dem HSV und St. Pauli in Schleswig-Holstein stattfindet, lässt Fragezeichen durch den Kopf purzeln. Auch die Feststellung, dass der HSV seine Profis auf schleswig-holsteinischem Boden trainieren lässt und so seine Heimstärke in die Waagschale werfen wollte, brachte niemanden weiter. Zumal die Qualität des Platzes kaum für nordländische Rasenpflege spricht. Moosbefallene Pfosten und vereinzelt grüne Rasenhalligen im Ackermeer hätten einen Umzug auf einen neutralen Platz in Hamburg durchaus gerechtfertigt.
Die Gäste aus dem Stadtteil St. Pauli hielten sich mit derlei rationalen Bedingungen gar nicht auf – es sollten die Emotionen entscheiden.
Gegenüber den phlegmatisch wirkenden Favoriten vom HSV spielte St. Pauli unbelastet auf. Dabei musste St. Pauli-Trainer Diamantis „Aki“ Cholevas auf einige Leistungsträger wie Marian Zwiewka verzichten. Auf die Vorgaben seines Bauches konnte sich Aki dennoch verlassen. „Mein Bauch hat entschieden“, grinst er, der mit der Einwechslung des U-16-Spielers Abudaker Barletz bewies, dass auch Fußball durch den Magen geht. Weniger als eine halbe Minute nach seiner Einwechslung erzielte Barletz das 2:0 für St. Pauli.
In Führung gegangen war St. Pauli bereits nach zehn Minuten, als der auf der linken Bahn auffällige Nico Marquardt Ali Riza Yilmaz bediente, der mit einem Halbvolley das Leder unten links im HSV-Tor platzierte.
Lediglich kurz nach dem 2:1-Anschlusstor durch den Ex-St. Paulianer Patrik Koßatz zeigte der HSV die „engagierte Spielweise“, die Trainer Karsten Bäron später forderte. Minuten vor dem Schluss war es erneut Barletz, der per Kopfballverlängerung den besser postierten Yilmaz anspielte und dieser zum entscheidenden 3:1 traf.
Insgesamt sei sein Team „zu pomadig“ aufgetreten, ärgerte sich Bäron, der in der Meisterschaftsrunde noch drei Plätze vor St. Pauli landete. Einige der wenigen HSV-Chancen parierte St. Pauli-Keeper Frederic Böse mit guten Paraden.
Vor allem die in der HSV-Stammformation spielenden Tim Petersen, Tim Weber wie Patrik Koßatz dürften sich über die unerwartete Niederlage geärgert haben. Wären sie bei St. Pauli geblieben, hätten sie bei der Pokalübergabe auf der richtigen Seite gestanden. So feierten die St. Paulianer mit bengalischem Feuer ihren unerwarteten Sieg und freuten sich diebisch, als sie auf dem Spielbudenplatz von den dortigen Retter-T-Shirtverkäufern bejubelt wurden. Rosarote Worte fand auch der auf dem CSD aktive Jugendkoordinator Andreas Bergmann. „Ein toller Sieg angesichts der Ausfälle, die das Team verkraften musste.“ Nun wechseln vielleicht wieder einige HSV-Spieler zu Hamburgs bestem B-Jugend-Team. FOG